Inhalt von Nr. 06:

 

1. Georg Adam Hucke holte aus Antwerpen die ersten Kartoffeln auf das Eichsfeld

2. Hungerjahre 1771/72

3. Das Leben der Eichsfelder im 19. Jahrhundert

4. Eichsfelder Schnurren: Alläine ufgehukt

5. Berühmte und bekannte Eichsfelder Landsleute. Vorgestellt: Heinrich Werner und Dieter Althaus

6. Der Neidkopf auf dem Hanstein

 

 

Ein Hucke, Frachtfuhrmann Georg Adam Hucke, brachte 1772 die ersten Kartoffeln aufs Eichsfeld

 

Aus der Biographie des Dingelstädter Arztes Christoph Strecker:

 

„Erwähnung verdient hier eine Meldung, wonach um 1772 die ersten Kartoffeln ins Eichsfeld, und zwar nach Dingelstädt, gebracht wurden. Der Frachtfuhrmann Georg Adam Hucke hatte sie aus Antwerpen mitgebracht“.

Der Arzt Wilhelm Christoph Strecker wurde 1734 in Dingelstädt geboren. Nach abgeschlossenem Philosophiestudium besuchte er die Universität in Würzburg und studierte dort Medizin. Nach zweijährigem Studium ergänzte er seine Kenntnisse in Straßburg, Paris, der Schweiz und Wien. Die Reiselust führte ihn weiter nach Ungarn und Slovenien wo er die Städte und Bergwerke dieser Länder besuchte.1763 kehrte er nach Dingelstädt zurück und erwarb im selben Jahr in Erfurt die Doktorwürde. Seitdem blieb er in Dingelstädt, wo er als Arzt und Landphysikus tätig war. (aus Wolf, Denkwürdigkeiten Dingelstädts, S.43

 

 

Im Ortsfamilienbuch von Dingelstädt ist nachzulesen, dass es in dieser Zeit nur zwei Georg Adam Hucke gab, welche beide aus unserer Familie stammten.

Der eine war Georg Adamus Hucke, Ackermann (Bauer) *1739 +1805. Er stammt aus der zweiten Linie unseres ersten Vorfahren Schmied Johannes Hucke *1600 +1688. Als Bauer ist er mit Sicherheit nicht nach Antwerpen gekommen. Der andere ist Georg Adam Huck(e) *1745 +1816. Er war der Bruder unseres direkten Vorfahren, Schmied Johannes Joseph Hucke *1748 +1784.

 

Im Ortsfamilienbuch steht als sein Beruf Straßenknecht. Aber dadurch darf man sich nicht beirren lassen. Straßenknecht hört sich ja heute so an, wie Straßen-Instandsetzer. Georg Adam Hucke muss sich vom Straßenknecht über den Fuhrknecht (wenn Straßenknecht und Fuhrknecht in damaliger Zeit nicht sogar die Bezeichnung für ein und dieselbe Tätigkeit waren) zum Frachtfuhrmann weiterentwickelt haben. Der Arzt Christoph Strecker bezeichnet ihn als Frachtfuhrmann. Ein Frachtfuhrmann transportierte für Lohn Waren. Heute heißt es Spediteur.

Das ist schon eine sensationelle Entdeckung. Georg Adam Hucke kann es sich als Verdienst anrechnen, 1772 die ersten Kartoffeln aufs Eichsfeld gebracht zu haben.

Gerade 1771 / 1772 gab es eine große Hungersnot auf dem Eichsfeld. 1772 starben in Dingelstädt von 1738 Einwohnern 185 durch Unterernährung. Mit Hilfe der Kartoffel hat so eine Katastrophe später nicht noch einmal stattgefunden. Es war schon ein Wahnsinnsunternehmen, mit einem Pferdefuhrwerk 520 Kilometer von Dingelstädt über Holland nach Antwerpen in Belgien zu fahren, um dort Kartoffeln zu kaufen. Aber was macht man nicht alles wenn Hungersnot ist! 520 Kilometer schaffen wir heute mit dem Auto in etwas mehr als 5 Stunden. Mit einem Pferdegespann schaffte man damal 4 bis 5 Meilen, das sind 25 bis 30 Kilometer am Tag. Er brauchte nach Rotterdamm also 17 bis 20 Tage. Es gab noch die deutsche Kleinstaaterei und an den Grenzen mussten Zölle gezahlt werden. Schlechte Straßen konnten zum Bruch der Achsen und Räder führen, Pferde konnten erkranken und oft lauerten Wegelagerer einzelnen Fuhrleuten auf. In der Nacht mussten die Pferde irgendwo eingestallt und versorgt werden. Auf dem Rückweg musste der (oder die) mit Kartoffeln beladenen Wagen in der Nacht vor Diebstahl bewacht werden. Es war schon eine logistische Meisterleistung. Er hat sich sicherlich nicht allein auf den weiten Weg gemacht und Dingelstädter mitgenommen die sein Vertrauen hatten. Die Story bietet Stoff für einen ganzen Roman.

In Preußen sorgte Friedrich der Große für den großflächigen Anbau der Kartoffel. Das Kurfürstentum Mainz hingegen, dem das Eichsfeld gehörte, kümmerte sich nicht um die Armut und den Hunger auf dem Eichsfeld. Friedrich der Große verhalf der Kartoffel mit Verordnungen zum Durchbruch. So erließ er am 24. März 1756 eine Circular-Ordre, die den Kartoffelanbau anordnete: In dieser heißt es, an „sämmtliche Land- und Steuer-Räthe, Magisträte und Beamte“ gerichtet, unter anderem:

„Es ist Uns in höchster Person in Unsern und anderrn Provintzien die Anpflanzung der sogenannten Tartoffeln, als ein nützliches und so wohl für Menschen, als Vieh auf sehr vielfache Art dienliches Erd Gewächse, ernstlich anbefohlen. [...]“ 

„Übrigens müßt ihr es beym bloßen Bekanntwerden der Instruction nicht bewenden, sondern durch die Land-Dragoner und andere Creißbediente Anfang May revidieren lassen, ob auch Fleiß bey der Anpflantzung gebraucht worden, [...]“

 

Die Einführung der Kartoffel in Europa blieb aber leider nicht ohne Schattenseiten. Als Hauptnahrungsquelle des Volkes verbesserte sie zwar die Ernährungsmöglichkeiten in Europa für die Landbevölkerung zunächst stark und ließ indirekt nach der Katastrophe des dreißigjährigen Krieges und nach zahlreichen Seuchen und Hungersnöten die Bevölkerungszahl wieder wachsen. Wenn aber die Kartoffelernte gering war, stiegen die Getreide- und Brotpreise und die Menschen mussten hungern. Dies geschah lokal häufiger, meist als Folge von Schlechtwetterperioden, wegen Trockenheit oder zu viel Regen. Als dann am Anfang des 19. Jahrhunderts aus Amerika auch Kartoffelkrankheiten eingeschleppt wurden, waren die Kartoffelmonokulturen schutzlos. Eine Missernte folgte der anderen und verursachte Hunger beim Großteil des Volkes. Viele Millionen Menschen verhungerten in Europa, besonders während der Großen Hungersnot in Irland, wo die Abhängigkeit von der Kartoffel besonders groß war, zumal dieses Land von seinen Exporterlösen für Getreide finanziell abhängig war. Hier starben innerhalb von zwei

Jahren über eine Million Menschen an Hunger. Sie hätten sich auch das Brot nicht kaufen können, denn die meisten sahen ihr Leben lang kein Bargeld. Wer es sich irgendwie leisten konnte, wanderte somit – meist in die USA – aus. Um 1650 wohnten auf dem Eichsfeld nur noch rund 12.000 Menschen. Der größte Teil der Eichsfelder  war im Dreißigjährigen Krieg ums Leben gekommen.  

1682 kam die Pest auf das Eichsfeld und raffte noch einmal tausende Menschen dahin.

Im Amt Bischofstein allein starben zum Beispiel 1743 Menschen

 

Hungerjahre 1771/1772

Auf dem Eichsfeld gab es in den Jahren 1771 und 1772 eine große Hungersnot. In vielen Dörfern sind zahlreiche Menschen  verhungert. Zum Beispiel gab es durch Verhungern in diesen Jahren:

• In Küllstedt u. Büttstedt 336 Tote

• In Dingelstädt 185 Tote

• In Diedorf 146 Tote

• In Hildebrandshausen 46 Tote

• In Faulungen 43 Tote

Der Kauf von Lebensmitteln war nur wenigen reichen Eichsfeldern möglich. Es kosteten:

• 1 Malter Korn 9 Thaler

• 1 Malter Weizen 10 Thaler

• 1 Malter Gerste 7 Thaler

• 1 Korb Kartoffeln 1 Gulden.

Nach Christoph Strecker wurden erst ab 1772 im Eichsfeld selbst Kartoffeln angebaut nachdem Frachtfuhrmann Georg Adam Hucke sie aus sie aus Antwerpen geholt hatte. Das Leben der

 

Das Leben der Eichsfelder im 19. Jahrhundert

Die Wohnungsverhältnisse

 

Typisch für die Wohnungsverhältnisse in den Dörfern des Kreises Worbis im 19. Jahrhundert ist das eigene Haus des Handwebers. Eine Ausnahme stellten die Ortsarmen, die Knechte und Mägde, Pfarrer, Lehrer und Gutsbeamten dar, die zur Miete wohnen bzw. Dienstwohnungen besitzen.

 

Friedrich Pollack schreibt in „Der Kreis Worbis 1802-1902“ aus eigener Anschauung das Innere eines Weberhauses:

„Die kleinen trüben Fenster sind mit Antwerpen geholt hatte. Typisch für die Wohnungsverhältnisse in den Dörfern des Kreises Worbis im 19. Jahrhundert ist das eigene Haus des Handwebers. Eine Ausnahme stellten die Ortsarmen, die Knechte und Mägde, Pfarrer, Lehrer und Gutsbeamten dar, die zur Miete wohnen bzw. Dienstwohnungen besitzen.

Friedrich Pollack schreibt in „Der Kreis Worbis 1802-1902“ aus eigener Anschauung das Innere eines Weberhauses:

„Die kleinen trüben Fenster sind mit Papier verklebt. Die Tür hat kein Schloss. Wozu auch?

Außer Elend und Kindern ist nichts zu holen. Der Fußboden ist gestampfter Lehm. Nahe am Fenster steht der Webstuhl, daneben das Spulrad, sonst nichts in der Stube als ein breites, ärmliches Bett, ein Tisch, ein paar Holzschemel, eine Bank und ein Häufchen Kinder. Die ganze Familie wohnt, schläft und arbeitet in diesem winzigen Raume. Nur ein elender Verschlag auf dem Boden beherbergt in der Nacht die größeren Knaben und Mädchen.“

 

 

J. P. Baum, der ebenfalls die Weberhütte aus eigener Anschauung kennt, geht in seiner Beschreibung noch weiter: „Das Wohnzimmer, das zugleich als Arbeitsraum dienen muss und die Webstühle enthält, wird zumeist auch als Schlafraum benutzt und haucht darum auch Düfte aus, die dem Eintretenden beinahe den Atem nehmen. Keine Belehrung kann die armen Leute dazu bringen, zur Winterszeit die Fenster zu öffnen und frische Luft einströmen zu lassen. Das, glauben sie, sei Verschwendung des Heizmaterials……Hat der Weber Vieh, so wird die Schlampe gleichfalls im Wohnzimmer zurechtgemacht. ….Mit der Zeit muss das Stroh, welches als Bettfüllung verwendet wird, geradezu muffig und faul werden und mit diesen gesundheitsschädlichen Düften den armen Schläfer umgeben. Nicht zu vergessen ist das auf dem Stuhl (Webstuhl) befindliche Gewebe, das beständig einen geradezu widerlichen Geruch ausströmt. …In einzelnen Häusern, so u.a. in Küllstedt fand ich die Küche zwar von Wohn-, Schlaf- und Arbeitsräumen getrennt dabei aber in einem Zustand, der geradezu polizeiwidrig genannt werden muss. In einem kleinen Verschlag hinter der Haustür stand der Herd aus losen Backsteinen aufgeschichtet, aufgeführt wäre zuviel gesagt, in einem so engen Raume, das noch nicht einmal eine ordentliche Hühnerstiege da hätte angebracht werden können. ….Die Höhe der Zimmer beträgt zwei Meter und etwas darüber……Vielfach sollen die Häuschen zum größten Teil verschuldet sein und nur nominell dem Besitzer gehören.

 

Die Gesundheitsverhältnisse Zur Auswirkung der Wohnverhältnisse auf die Gesundheit schreibt Baum: „Aber gerade die elenden Wohnverhältnisse samt einer schlechten Ernährungsweise tragen die Schuld, dass man beim Besuch der eichsfeldischen Dörfer so viele bleiche, schmächtige Gestalten sieht, denen die Lungenschwindsucht auf dem Gesicht geschrieben ist.“ Selbst die Nachkommen der Weber bezeichnet J. B. Baum als „schmächtig …und weniger kräftig.“

Der auch im Kreis Worbis praktizierende Arzt Dr. Bienwald berichtet: „Die Weber zeichnen sich meist durch Unterernährung, Muskelschwäche und zarten Körperbau wenig vorteilhaft aus. Katarrhe der oberen Luftwege und Lungentuberkulose (Garnstaub) sind häufig. Oft kommen auch Magenstörungen vor, die in Senkungen des Magens und der Eingeweide (Bewegung der Geschirre am Webstuhl) ihre Ursachen haben. Selten sind ebenfalls Eingeweidebrüche nicht. Die Weberfrauen altern vielfach früh und sind oft mit Mutterverlagerungen und Muttervorfall behaftet…..Besonders schwierige Geburten infolge ungünstiger Beckenverhältnisse kommen wenig vor, dagegen aber dauernde Früh- und Fehlgeburten.“ 

 

Die Ernährung der Weber ist sehr einseitig. Hauptnahrungsmittel ist die Kartoffel, sind Brot und Malzkaffee. Gemüse wird wenig gegessen, da es mit Fett zubereitet werden muss. „Fleisch wird selten gegessen. Manche Weber ziehen sich selber ein Schweinchen, das sie aber, wenn Not eintritt, verkaufen…..Die gestiegenen Fettpreise machen es sogar den armen Webern schwer, das nötige Schmalz und Speck zum Anfetten der Speisen zu kaufen.“

Von 1849 bis 1864 gab es im Kreis Worbis bei einer durchschnittlichen Einwohnerzahl von

43.000 Menschen 5 bis 7 Ärzte. Pro Arzt also ca. 7.000 Menschen.

Zwei Apotheken (In Großbodungen und Worbis) versorgen im Durchschnitt 22.364 Einwohner. Die schlechten Wohnverhältnisse, überbelegte und baufällige Wohnungen, keine Kanalisation und Wasserleitung sowie die unzureichende , einseitige Nahrung begünstigen Epidemien schwerer Krankheiten, die vielen Menschen, hauptsächlich aus Weber- und Arbeiterfamilien das Leben kosten.

So bricht 1849 in Wingerode Typhus aus und „hat in wenigen Tagen ganze Familien aufs

Krankenlager geworfen.“ Bei meinem gestrigen Besuch der Kranken, welche vorzugsweise der armen Klasse angehören, habe ich dieselben zum größten Teil in höchstem Mangel, aller Hilfsmittel beraubt, nur in Stroh und Laub auf der kalten Erde gebettet gefunden.“ Nach diesem Bericht ruft der Worbiser Landrat zu Geld- und Sachspenden auf.

1852 tritt im Kreis Worbis erneut Typhus aus. Die Ursachen dafür sucht man „in den zum Teil schlechten Nahrungsmitteln“, die durch die „letzte schlechte Ernte“ bedingt sind. In einem Bericht an den Landrat des Kreises Heiligenstadt am Ende des 19. Jahrhunderts erklärt Dr. Köppen „dass der Typhus auf Unterernährung, schlechte Wasserversorgung sowie auf unhygienische Wohn–und Arbeitsräume zurückzuführen sei. Vom Jahre 1873 an habe er ständig auf dem Eichsfeld den Typhus bekämpfen müssen.“

 

Auch die Cholera tritt laufend in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts auf, so 1850 in Kirchworbis, Gernrode und Worbis. In Kirchworbis sterben 56 in Worbis innerhalb von 10 Tagen 61 Menschen. Im Oktober 1857 tritt sie erneut in Worbis, wo 57 Menschen sterben müssen und in Bischofferode auf.

 

Die Pocken grassieren beispielsweise 1851 und 1852. 1853 muss die Erfurter Regierung berichten:

Die Sterblichkeit der Bevölkerung ist in den Kreisen Heiligenstadt, Mühlhausen, Erfurt und Schleusingen größer als gewöhnlich, in dem Kreise Worbis aber sehr bedeutend gewesen und zwar sterben in den drei letztgenannten Kreisen verhältnismäßig mehr Kinder und andere Personen unter 30 Jahre.“

Ebenso fordern die Masern und die Diphtheritis bis zur Jahrhundertwende viele Opfer.

Auch nach 1900 halten diese Seuchen an. 1908 gab es im Kreis Worbis noch 26 Fälle mit

Tuberkulose, 3 Fälle mit Diphterie, und 126 Fälle mit Typhus. Der weitere Niedergang der Hausweberei im Kreis Worbis in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wirkte sich entscheidend auf die soziale Lage der Menschen aus. Die Zahl der Menschen, die arbeitslos oder arbeitsunfähig sind, nimmt zu. Der Staat überlässt dieses Problem fast völlig den Gemeindeverwaltungen. Da die kranken

arbeitsunfähigen Wanderarbeiter , durch die Gesetzgebung gezwungen, in das Heimatdorf zurückkehren und dort unterstützt werden müssen, steigt die Zahl der Ortsarmen und sinken die kärglichen Unterstützungen, was man als etwas Unabänderliches ansah. „Der Hunger war häufig Gast in zahlreichen Arbeiterfamilien. Die Arbeitslöhne lagen in den Jahren 1887 bis 1893 etwa 15 Prozent unter dem amtlich errechneten Existenzminimum. Von den kärglichen Löhnen mussten die Arbeiter im Kreis Worbis noch 19,2 Prozent Wohnungsmiete zahlen. Not und Elend, Krankheit und Invalidität ertragen die armen Menschen des Kreises Worbis in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als etwas Unabänderliches. Es gibt keinerlei Versuche, sich dagegen aufzulehnen. Schule, Kirche und Staat erreichten das durch entsprechende Erziehung.

Wie Hohn klingen deshalb die Worte Friedrich Pollacks aus dem Jahre 1902, der diese Ideologie treffend formuliert:

„Die Kraft und Weisheit unserer Fürsten, die Tüchtigkeit und Treue des Volkes und die

Gemeinschaft der Arbeit und Liebe zwischen Fürst und Volk: Das sind die Glücksbürgen der

Zukunft. Sie machen unermüdlich in der Arbeit, stark und ungebeugt im Unglück, demütig und dankbar im Glück und einen Fürst und Volk in Gottesfurcht und Pflichttreue zu einer

unbesiegbaren Macht“

 

Ein Geistlicher benutzte nach 1870 sogar ein Bibelwort, um Not und Armut als etwas Ewiges, Unabänderliches darzustellen, wenn er sagt:

„Arme werdet ihr immer bei euch haben (Matthäus 26,11). Dieses Wort des Herrn bewahrheitet sich in schreckenerregendem Maße, Armut und Verarmung greifen immer mehr um sich…..Es ist zwar nicht zu leugnen, dass viele ihre Lage selbst verschulden, durchschnittlich ist jedoch der (Fabrik)Arbeiter zur kümmerlichen Führung seines Daseins verurteilt“.

 

 

Eichsfelder Schnurre

 

Alläine ufgehukt

Der ahle Pfarr’räs krank un daer Vikar macht  Vertretung. Schebenkrämers Karl sait zum Vikar:

Herr Kaplan, nu hut de je alles alläine ufgehukt, die ungen und dö öben bi dan Barntreder

Kanülchenschlachter. Halt nur’s Zapter fest. So enne junge Kraft äs doch en ganz anner Wark uff daer Kanzel!“

Sprachs un gung stracks am Pfarrhaus verbie un begahnte daem ahlen Pfarr:

Wie getts an met ürer Gesuindhait, Herr Pfarr, das wall ich üch sage, es gett doch nüscht ebber en Ahlen uff daem Prergestuhl.

 

Berühmte und bekannte Eichsfelder Landsleute

Heinrich Werner

 

Heinrich Werner (* 2. Oktober 1800 in Kirchohmfeld; † 3. März 1833 in Braunschweig) war ein deutscher Komponist. Seine größte und bekannteste Hinterlassenschaft ist die volkstümliche Melodie des Heidenrösleins von Johann Wolfgang von Goethe.

 

Leben

Sein Vater, ein Lehrer und Kantor, war der Musik in besonderer Weise verbunden; alle seine drei Söhne wurden Musiker. Heinrich erhielt bis zum 15. Lebensjahr die musikalische Ausbildung in seinem Elternhaus und spielte bereits als Elfjähriger die Orgel in der Dorfkirche. Mit 15 Jahren wurde er Chorknabe in Sankt Andreasberg, wo auch sein älterer Bruder Fritz und sein jüngerer Bruder Wilhelm waren. Der ältere Bruder, inzwischen Musiklehrer in Braunschweig, holte Heinrich nach Braunschweig, ließ ihn das dortige Gymnasium besuchen und Musikunterricht genießen. Ab 1821 studierte er in Erfurt und legte dort 1822 seine Lehrerprüfung ab. Ende desselben Jahres ging er nach Braunschweig zurück, wurde Chorpräfekt an der Oper und arbeitete außerdem als Musiklehrer.Heinrich Werner soll 84 Kompositionen, zum größten Teil Lieder, geschaffen haben. Seine berühmteste Liedvertonung ist Goethes „Sah ein Knab’ ein Röslein stehn“. Am 20. Januar 1829 wurde es im Konzert der Braunschweiger Liedertafel, die er als Dirigent leitete, zum ersten Mal vorgetragen. Werners Komposition wurde bald sehr volkstümlich und als einzige der etwa 100 Vertonungen des Gedichts zum noch heute oft gesungenen Volkslied. 1830 machte er Reisen nach Holzminden, Hannover und in die Heimat, 1831 nach Berlin und 1832 letztmals in seine Heimat.

 

Im Herbst 1832 erkrankte er an einer Lungentuberkulose. Am 3. März 1833 verstarb er

in Braunschweig und wurde dort beigesetzt.

 

Besondere Ehren

Sein Heimatort Kirchohmfeld ehrt ihn mit einem Gedenkstein, der von Heckenrosen umgeben ist.

Außerdem trägt das Dorfgemeinschaftshaus den Namen Heinrich-Werner-Haus.

 

Vertonung des „Heidenöslein“

Das „Heidenröslein“ hat drei Strophen zu je sieben Zeilen in vierhebigen Trochäen, wobei sich die

letzten beiden Zeilen liedtypisch in jeder Strophe wiederholen. Bei fast allen musikalischen

Vertonungen des Gedichts sind Melodie und Begleitung der drei Strophen gleich, weswegen

man das vertonte "Heidenröslein" zu den Strophenliedern zählt. Der Komponist Franz Schubert hat in seiner Vertonung dieses doppeldeutige Gedicht mit einem kleinen Nachspiel konzipiert; es ist neben dem „Lindenbaum“ das wohl bekannteste Lied von Schubert.

Neben Schuberts Version gibt es sehr viele Melodien anderer Komponisten zu diesem Gedicht. Die populärste und noch heute als Volkslied sehr oft gesungene stammt von Heinrich Werner aus Kirchohmfeld. Am 20. Januar 1829 wurde seine Liedfassung im Konzert der Braunschweiger Liedertafel, die er als Dirigent leitete, zum ersten Mal vorgetragen. Auch Franz Lehár vertonte den Text in seiner Operette Friederike, die Goethes elsässische Jugendliebschaft zum Thema hat.

 

Liedtext

 

Sah ein Knab ein Röslein stehn,

Röslein auf der Heiden,

War so jung und morgenschön,

Lief er schnell, es nah zu sehn,

Sah's mit vielen Freuden.

Röslein, Röslein, Röslein rot,

Röslein auf der Heiden.

Knabe sprach: „Ich breche dich,

Röslein auf der Heiden!“

Röslein sprach: „Ich steche dich,

Dass du ewig denkst an mich,

Und ich will's nicht leiden.“

Röslein, Röslein, Röslein rot,

Röslein auf der Heiden.

Und der wilde Knabe brach

S Röslein auf der Heiden;

Röslein wehrte sich und stach,

Half ihm doch kein Weh und Ach,

Musst es eben leiden.

Röslein, Röslein, Röslein rot,

Röslein auf der Heiden.

 

Dieter Althaus - ehemaliger Thüringer Ministerpräsident

 

Dieter Althaus (* 29. Juni 1958 in Heiligenstadt) ist ein ehemaliger deutscher Politiker (CDU). Er war vom 5. Juni 2003 bis 30. Oktober 2009 Ministerpräsident des Freistaats Thüringen.

 

Leben

 

Ausbildung und Beruf

Althaus legte 1977 das Abitur ab und leistete anschließend seinen Grundwehrdienst in der

Nationalen Volksarmee. 1979 begann er ein Lehrerstudium der Physik und Mathematik an der Pädagogischen Hochschule in Erfurt, das er 1983 als Diplom-Lehrer beendete. Bis Ende des Jahres 1989 war er als Lehrer für Physik und Mathematik an der Polytechnischen Oberschule (POS) in Geismar tätig, seit 1987 außerdem als stellvertretender Schulleiter. Ende November 1989 schied Althaus auf eigenen Wunsch aus seiner ehrenamtlichen Mitarbeit im Jugendweiheausschuss aus. Anfang 1990 wurde er Schulrat des damaligen Kreises Heiligenstadt, im Mai 1990 Dezernent für Schule, Jugend, Kultur und Sport.

 

 

Parteilaufbahn

Seit 1990 war Althaus für die CDU Mitglied des Thüringer Landtags. Von 1991 bis 2001 war er zugleich Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Eichsfeld. 1993 wurde er zum Ersten

Stellvertretenden Vorsitzenden der CDU in Thüringen gewählt, seit 2000 ist er Landesvorsitzender und zudem Mitglied im Bundesvorstand der CDU Deutschlands. Nach der Landtagswahl 1999 war er bis 2003 Vorsitzender der CDU-Fraktion im Thüringer Landtag.Mit 74,1 Prozent der Stimmen wurde Althaus im Wahlkreis 1 (Eichsfeld I) 2004 wieder in den Landtag gewählt. Dort wurde er am 8. Juli 2005 mit 45 von 88 Stimmen durch eine absolute Mehrheit der CDU-Fraktion im Amt bestätigt. Im August 2005 wurde Althaus in das Kompetenzteam der CDU für die Bundestagswahl 2005 mit Zuständigkeit für den Aufbau Ost berufen, seit 2006 gehörte er auch dem Präsidium der CDU an.

 

Öffentliche Ämter

Vom 11. Februar 1992 bis zum 1. Oktober 1999 gehörte Althaus als Kultusminister der von

Ministerpräsident Bernhard Vogel geführten Landesregierung von Thüringen an. Am 5. Juni 2003 wurde er als Nachfolger von Bernhard Vogel, der aus Altersgründen zurückgetreten war, zum Ministerpräsidenten des Freistaates Thüringen gewählt. Vom 1. November 2003 bis zum 31. Oktober 2004 war er turnusgemäß Bundesratspräsident.

 

Skiunfall

Am 1. Januar 2009 stieß Althaus bei einem Skiunfall im österreichischen Skigebiet Riesneralmmit einer Skifahrerin zusammen, die auf dem Transport ins Krankenhaus an den Unfallfolgen starb. Althaus erlitt ein schweres Schädel-Hirn[1]Trauma mit Hirnblutung.

 

Anfang März 2009 wurde er in Österreich wegen fahrlässiger Tötung zu einer Geldstrafe in Höhe von 33.300 Euro und einem Schmerzensgeld von 5000 Euro verurteilt.

Das Urteil geriet in die Kritik, da es bereits einen Tag nach Anklageerhebung gesprochen wurde.

Der gegen ihn gerichtete Fahrlässigkeitsvorwurf beruht im Wesentlichen auf einer Verletzung der fünften FIS-Regel, die Sorgfaltspflichten für das (Aufwärts-) Einfahren in andere Pisten aufstellt.

Am 20. April 2009 nahm er die Regierungsgeschäfte wieder auf. Der mediale Umgang mit dem Vorfall, insbesondere die exklusiven Interviews von Althaus mit der Bild-Zeitung, wurde von Journalisten und Oppositionspolitikern kritisiert. Obwohl Althaus eine „zügige zivilrechtliche Regelung“ in Aussicht gestellt hatte, zogen sich die Verhandlungen über den Schadensersatz fast drei Jahre lang hin; ein Großteil der vereinbarten Summe wurde trotz mehrfacher Anforderung bis Dezember 2011 noch nicht bezahlt.

 

 

Landtagswahl 2009 und Rücktritt

Nachdem die CDU bei der Landtagswahl am 30. August 2009 die absolute Mehrheit verloren hatte und auch eine Koalition mit der FDP Althaus nicht die Mehrheit im Landtag hätte verschaffen können, zog er die Konsequenzen aus der Wahlniederlage und trat am 3. September 2009 mit sofortiger Wirkung als Ministerpräsident und Landesvorsitzender der thüringischen CDU zurück. Die SPD, die als einziger Koalitionspartner für die CDU in Frage käme, hatte zuvor erklärt, nur dann mit der Union zusammenzuarbeiten, wenn sich Althaus zurückzöge. De jure blieb Althaus bis zur Wahl der neuen Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht am 30. Oktober 2009 und nach der Thüringer Verfassung (Art. 75 Abs. 3) geschäftsführend im Amt. Zur Nachfolgerin von Dieter Althaus im Landesvorsitz der CDU Thüringen wurde am 25. Oktober 2009 ebenfalls Christine Lieberknecht gewählt.

 

 

Wechsel in die Privatwirtschaft 2010

Wie seit Ende Januar 2010 bekannt, wechselte Althaus als Manager zu der sterreichisch-kanadischen Autozulieferfirma Magna International und legte daher Ende April 2010 sein Landtagsmandat in Thüringen nieder. Nach Angaben des Unternehmens arbeitet Althaus seit dem 1. Februar 2010 als Vizepräsident im Magna-Büro am VW-Hauptsitz in Wolfsburg und ist dort für den Kunden Volkswagen und für Kontakte zu öffentlichen Stellen in Deutschland zuständig.

Während Oppositionsführer Bodo Ramelow den Wechsel als eklatanten Fall von Lobbykratie bezeichnete, sagte SPD-Landeschef Christoph Matschie (seit Koalition mit der CDU 2009 Thüringer Kultusminister und stellvertretender Ministerpräsident), er sehe keinen Anlass für Kritik.

Es müsse grundsätzlich möglich sein, von der Politik in andere Bereiche zu wechseln. Althaus war im Jahr 2009 eng in die Verhandlungen zur Opel-Übernahme durch Magna eingebunden.

 

Sonstiges Engagement

Althaus ist in zahlreichen ehrenamtlichen Initiativen und Vereinen aktiv (Auswahl): Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (Hauptausschuss), Vorsitzender des Kolping-Bildungswerkes Thüringen, Vorstandsmitglied der Vereinigung Gegen Vergessen – Für Demokratie und Aufsichtsratsmitglied der Pax-Bank.

 

Privates

Althaus ist seit 1982 mit der Lehrerin Katharina Althaus, geb. Arand, verheiratet, mit der er zwei Töchter hat. Er ist römisch-katholischer Konfession.

 

Politische und weltanschauliche Positionen

 

Berufung von Peter Krause

 

Im Mai 2008 plante Althaus die Berufung von Peter Krause zum Kultusminister des Freistaates Thüringen. Nach öffentlicher Kritik an Krauses Vergangenheit, vor allem wegen seiner Beiträge für die rechtslastige Zeitschrift Junge Freiheit und seiner widersprüchlichen Aussagen diesbezüglich, verzichtete Krause. Die Nominierung und das vehemente Verteidigen desselben auch nach dem Verzicht durch Krause brachte auch Althaus Kritik ein.

 

 

Solidarisches Bürgergeld

Althaus fordert ein bedingungsloses Solidarisches Bürgergeld von 800 Euro für jeden deutschen Staatsbürger (beziehungsweise 500 Euro für Kinder). Sein Konzept sieht zwei Optionen vor, wobei in jedem Fall sofort eine Gesundheitsprämie von 200 Euro abgezogen werden solle: 800 Euro monatlich (= 600 Euro netto) bei 50 Prozent Steuerlast auf jeden hinzuverdienten Euro (Negativsteuerprinzip) sowie 400 Euro (= 200 Euro netto) bei 25 Prozent Steuerlast (Flat-Tax-Modell).

Letztere Variante lohnt sich ab einem Verdienst von 1600 Euro monatlich. Kinder zahlen ebenfalls die Gesundheitsprämie, sodass vom Kinderbürgergeld netto 300 Euro ausgezahlt werden. Bestehende Anwartschaften auf höhere Renten werden durch eine 10-prozentige Lohnsummensteuer finanziert, die ganz zu Lasten die ganz zu Lasten der Unternehmen gehen würde, aber nur für eine Übergangszeit vorgesehen ist. Alle heutigen Sozialleistungen (Kindergeld, Wohngeld, BAföG, ALG) und „Subventionen“ wie Ein-Euro-Jobs (Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung), Mini-/Midi-Jobs und Kombilohn entfallen bei diesem Modell, aber auch alle heutigen Sozialabgaben (zum Beispiel Rentenversicherungsbeiträge). Das Grundeinkommen liegt in diesem Modell leicht unter dem heutigen Hartz-IV-Niveau, allerdings verbleiben Hinzuverdienste mindestens zur Hälfte

beim Empfänger des Bürgergeldes.

Besserverdienende profitieren insoweit von dem Systemwechsel, als die Einkommenssteuer auf 25 Prozent begrenzt wird, allerdings entfallen im Einkommensteuerrecht auch sämtliche steuermindernden Ausnahmetatbestände (Flat Tax). Bürgergeldrente: Das Konzept umfasst auch eine „Bürgergeldrente“ in Höhe von bis zu 1400 Euro im Monat. Dieser Betrag setzt sich aus dem Solidarischen Bürgergeld von 800 Euro monatlich und einer Zusatzrente (maximal bis zu 600 Euro)

zusammen – je nach Arbeitsjahren und Verdienst. Das bedeutet, dass ein starres Renteneintrittsalter entfällt. In der heutigen Rentenversicherung erworbene Ansprüche haben Bestandsschutz und werden durch eine Rentenzulage finanziert. Die Rente kann also für diesen Personenkreis über dem Betrag der Bürgergeldrente liegen. Das Konzept vom Solidarischen Bürgergeld ist ein grundlegender Antwortversuch auf die Frage, wie die sozialen Sicherungssysteme künftig finanziert werden können - insbesondere vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung der Gesellschaft.

 

Die Grundsatzkommission der CDU Deutschlands bekundete im Oktober 2006 Interesse am Konzept von Dieter Althaus. Dazu berief sie am 17. September 2007 eine Kommission „Solidarisches Bürgergeld“, die unter seinem Vorsitz das Thema sachlich begleiten und weiterentwickeln sollte. Der Abschlussbericht der Kommission „Solidarisches Bürgergeld“ wurde am 1. November 2010 von Dieter Althaus vorgestellt.

 

 

Kreationismus

Althaus erntete starke Kritik der Opposition im Thüringischen Landtag, als im Herbst 2005 ein Anhänger des Kreationismus, Professor Siegfried Scherer, am „Erfurter Dialog“ in der Thüringer Staatskanzlei teilnehmen sollte. Umstritten ist vor allem Scherers Schulbuch Evolution – ein kritisches Lehrbuch, das eine evolutionskritische Sicht auf die Evolutionstheorie darstellt und dieser im letzten Abschnitt eine im Einklang mit einer wörtlichen Bibelinterpretation stehende Schöpfungstheorie („Junge-Erde-Kreationismus“) entgegenstellt. Nach kritischen Berichten in regionalen und überregionalen Medien wurde Scherer wieder ausgeladen. Althaus begründete die Ausladung Scherers mit der Absage seines Gegenparts, des Evolutionsbiologen und Humanisten Ulrich Kutschera.

 

Als Thüringischer Bildungsminister hat Althaus im Jahr 2002 das Buch von Scherer mit den Worten gelobt „Ich hoffe (…), dass Ihr Buch nicht nur von Biologielehrern für den Unterricht verwendet wird, sondern auf eine weit darüber hinausgehende Leserschaft trifft.“

 

 

Thematisierung der DDR-Vergangenheit

Nach der politischen Wende 1989/90 erhoben ehemalige Schüler in einer Sendung der ARD den Vorwurf, Althaus habe sich in seiner Funktion als stellvertretender Schulleiter in verschiedenen Reden lautstark für den „Erhalt des Sozialismus“ eingesetzt. Am 25. August 1989 appellierte er in einer Rede an den „festen Klassenstandpunkt“ seiner Kollegen. Am 9. November 1989 schrieb Althaus in einem Brief an den Bezirksausschuss für Jugendweihe (JW): „Als Tradition der freireligiösen Vereinigungen (seit 1859) sollte die JW wieder den Inhalt einer marxistisch-leninistischen Weltanschauung haben“. Althaus selbst und Personen, die seine damalige Haltung verteidigten, argumentierten, das zentrale Anliegen des Briefes sei vielmehr die Befreiung der Schule aus der weltanschaulichen Vereinnahmung durch die offizielle Politik der DDR-Regierung. Die Jugendweihe sollte wieder das werden, als was sie ursprünglich gedacht war – eine zivile, freireligiöse

 

Initiation, die den Übergang vom Jugend- ins Erwachsenenalter kennzeichnen soll.

Althaus machte sich noch Mitte November 1989 in einem weiteren Beitrag Gedanken, wie es gelänge, „unsere Schüler die Werte des Sozialismus als moralisch erstrebenswert erkennen zu lassen“.

 

Auszeichnungen

Für seine „hervorragenden Leistungen bei der kommunistischen Erziehung in der

Pionierorganisation Ernst Thälmann“ wurde er im Frühjahr 1989 mit einer Medaille ausgezeichnet, deren öffentliche Annahme er heute bestreitet. Er gibt allerdings an, die mit dem Ehrenzeichen verbundene Prämie von 500 Mark angenommen zu haben.

 

Für seine politische Arbeit hat Althaus zahlreiche Auszeichnungen erhalten, u. a. 2004 das Große Silberne Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich, 2005 die Ernennung zum Kommandeur der Ehrenlegion, 2005 der Solarenergiepreis des Bundesverbands Erneuerbare Energie, 2006 den UMU-Mittelstandspreis der Union Mittelständischer Unternehmer e. V., 2007 den Matejcek-Preis des Familiennetzwerkes Deutschland, 2008 die Ehrenmedaille des Thüringer Feuerwehr-Verbandes e. V. in Gold und 2009 das Kavalierskreuz des Verdienstordens der Republik Polen für seine Verdienste um die deutsch-polnischen Beziehungen.

 

 

 

Der Neidkopf auf der Burgruine Hanstein

 

Ein Zeichen der wüsten Hansteiner Raubritter – „ Neidkopf“ zeigt Ludwigsteinern die Zunge

 

Auf der Burgruine Hanstein entdeckt man zwischen dem 3. und 4. Burgtor, das in Sandstein

gehauene Relief eines Menschenkopfes mit herausgestreckter Zunge. Das Gesicht blickt

hinüber zur Burg Ludwigstein. Die Sage berichtet, warum dieser Neidkopf hier eingemauert wurde.

Einst wurde von der Burg Hanstein aus ein wüstes Raubritterleben geführt. Auf ihren Beutezügen plünderten und verwüsteten die Hansteiner auch das angrenzende Thüringer Gebiet. Um diesen Treiben Einhalt zu gebieten, ließ der Thüringer Landgraf Ludwig im Jahr 1415 die Burg Ludwigstein erbauen. Die Herren auf dem Hanstein zeigten da wenig Respekt und brachten an einer Mauer den Neidkopf an, der den Ludwigsteinern sogar noch wie zum Hohn die Zunge entgegen streckt. Beide Burgen verfielen im Mittelalter.

Während der Hanstein als Ruine erhalten blieb, wurde Burg Ludwigstein von Überlebenden des 1. Weltkrieges wieder aufgebaut, die damit ein Gelöbnis von 1913 erfüllten.