Inhalt von Nr. 08:
1. 2017 feiert Dingelstädt „1200 Jahre Dingelstädt"
2. Handschrift von Bäcker Karl Hucke - Bismarck vor der Himmelstür
3. Viele junge Piloten starben im Luftkrieg über dem Eichsfeld
4. Bordfunker Unteroffizier Franz Hucke
5. Berühmte und bekannte Eichsfelder Landsleute. Vorgestellt: Friedrich Pollack; Bischof Dr.
Aloys Schäfer und Dr. phil.Gregor (Theo) Hucke
6. Medizinische Versorgung der Dingelstädter im 19. Jahrhundert
7. Von den Aufgaben und Plänen der Sänger in Dingelstädt (1938)
2017 feiert Dingelstädt „1200 Jahre Dingelstädt"
Dingelstädt, Kreuzebra und Diedorf werden 1200 Jahre alt
Im Jahr 817 wurden die ersten Eichsfeldorte urkundlich erwähnt Das mit Spannung erwartete Geheimnis zur Datierung der zuerst urkundlich genannten Eichsfeldorte wurde am dritten Adventssonnabend (Dezember 2010) während einer Autorenkonferenz zur Vorstellung des neuen Eichsfeld-Jahrbuches im Gemeindehaus der Pfarrgemeinde in Dingelstädt gelüftet.
In einem viel beachteten Vortrag bezog sich der Marburger Archivar Dr. Ulrich Hussong* auf den Mitte des 12. Jahrhunderts von Mönch Eberhard des Klosters Fulda geschriebenen und illustrierten Pergamentcodex, in dem er eine Unmenge an Privilegien und Schenkungsurkunden ganz oder teilweise abschrieb.
In dieser Handschrift, die heute im Hessischen Staatsarchiv Marburg liegt, heißt es u.a.: „Egil tradidit bona sua in Dingilstat et Eborahe“ (Eigil übertrug seine Güter in Dingelstädt und Kreuzebra). Die Ortsangabe „Eborahe“ bezieht die geschichtswissenschaftliche Literatur ohne jede Ausnahme auf Kreuzebra. Ein weiterer Eintrag im „Codex Eberhardi“ lautet: „Wicger et uxor eius Heilicga tradiderunt Dietdorfen“ (Wicger und seine Ehefrau Heilicga schenkten Diedorf). Dem Wortlaut nach ist das ganze Diedorf verschenkt worden.
Unstrittig war bislang, wonach Dingelstädt und Kreuzebra erstmals im 9. Jahrhundert erwähnt wurden und damit zu den ältesten Siedlungen des Eichsfeldes gehören.
Anlass für die 1100-Jahr-Feier des Eichsfeldes war der im Jahre 897 von Kaiser Arnulf bestätigte Tausch zwischen Abt Huoggi von Fulda und dem Grafen Konrad, wobei Konrad die Lehen im Eichsfeldgau an das Kloster übergab.
„Diese Einträge, die Eichsfeld-Gemeinden betreffen, liegen mit hinreichender Sicherheit in der Amtszeit des Abtes Ratger, des dritten Abtes von Fulda zwischen 802 und 817“, erklärte der Leiter des Marburger Stadtarchivs. Da für historische Jubiläen immer das jüngste Datum angenommen werde, sei das Jahr 817 das entscheidende. Und damit jährt sich 2017 die erste Erwähnung von Dingelstädt, Kreuzebra und Diedorf zum 1200. Male. Den Stein ins Rollen für die neuerlichen Forschungen hatte übrigens der Kreuzebraer Ortschronist Karl-Josef Trümper gebracht. Er freute sich ebenso wie Dingelstädts Bürgermeister Arnold Metz, der keinen Zweifel daran lässt, nach dem 150. Stadtjubiläum von 2009 im Jahr 2017 dann die 1200-Jahr-Feier zu begehen. Eine umfangreiche Abhandlung zu den drei Ersterwähnungen ist in einem Beitrag von Dr. Hussong im 18. Jahrgang des EichsfeldJahrbuches veröffentlicht.
*Der Artikel erschien im Amtsblatt der Stadt Dingelstädt Januar 2011.
*Ulrich Hussong: Dr. phil., Archivoberrat, 1986/87 Leiter des Stadtarchivs Duderstadt.
Dingelstädt, Kreuzebra und Diedorf sind somit, was die Ersterwähnung angeht, die ältesten Orte des Eichsfeldes. Zum Vergleich die Ersterwähnungen der Eichsfelder Städte:
Dingelstädt: 817 - 1200 Jahre im Jahr 2017
Duderstadt: 929 - 1100 Jahre im Jahr 2029
Heiligenstadt: 973 - 1050 Jahre im Jahr 2023
Worbis: 1162 - 850 Jahre im Jahr 2012
Leinefelde: 1227 - 785 Jahre im Jahr 2012
Bismarck vor der Himmelstür
Aufgeschrieben von Bäckermeister Karl Hucke
(09.01.1847 – 01. 04. 1919) in der damaligen
gebräuchlichen Sütterlin- bzw. Kurrentschrift.
Ob Karl Hucke der Verfasser ist, ist nicht bekannt. Es gibt ja noch heute Liebhaber dieser Schrift und in Leinefelde gibt es sogar einen Club, der sich in Sütterlin übt.
http://suetterlin-klub.urania-eichsfeld.de/
Auch ich habe mal den Versuch unternommen, Karl Hucke's Handschrift in das heutige Deutsch zu "übersetzen". Übersetzung siehe unten:
Bismarck vor der Himmelstür
Deutschlands großer Bismarck kam vor die Himmelstüre
In der blanken Uniform deutscher Kürassiere.
Klopfte dreimal kräftig an, klirrte mit den Sporen
Bis der alte Petrus kam vor des Himmels Toren.
Sprach zu Petrus: Lass mich ein, bin kein armer Sünder
fürchte nichts als Gott allein, bin der Reichsbegründer.
Petrus sprach: In dieser Welt kennt man keine Junker
und bei uns gilt auch nicht mehr irdisches Geflunker
Weg mit Küraß und mit Helm, weg mit Stern und Orden
bis auf Christi Kreuz, das dir einst vom Papst geworden.
So wie in Canossa einst Heinrich musste stehen,
barfuß und im Büßerhemd möchte ich dich sehen.
Zieh dich aus und lass es doch dir nicht zweimal sagen
Sieh,das Buch in meiner Hand ist schon aufgeschlagen
Wer Gott fürchtet ehret auch unsers Herrn Gebote
Mancher spricht: Herr, Herr und treibt mit dem Heilgen Spotte.
Kennst Du das Gebot des Herrn: Mensch du sollst nicht töten.
Dies zu achten auf der Welt hieltst du nicht vonnöten.
Zu der Völker Wohl und Glück nahmst du Blut und Eisen
zettelst blutige Kriege an – Freund was soll das heißen?
Ströme Blutes sahen wir auf der Erde fließen
und dich trifft die größte Schuld an dem Blutvergießen
Hier im Himmel ist bekannt deine Ems -Depesche
und auch vom Reptilienfond, so eine Mohrenwäsche.
Wie dich selbst so sollst du auch deine Brüder lieben.
Du hast sie von Weib und Kind, Haus und Hof vertrieben.
Sieh, wie jene große Schar selig wird gepriesen
fromme Katholiken sind es, die du ausgewiesen.
Und was taten jene dort, jene bleichen Scharen?
Die von Leipzig und Berlin zwangsweis abgefahren?
Selbst am heilgen Weihnachtsfest, diesem Fest der Freude
mußte mancher Vater fort, fort im größten Leide.
Weil der Wahrheit und dem Recht galt ihr Tun und Trachten
mußten sie oft jahrelang in dem Kerker schmachten.
Lebten wir zu deiner Zeit in dem deutschen Lande,
hättest du uns auch gebracht Not und Schmach und Schande.
Ich war selber auch Rebell, hör es im Vertrauen,
als ich dort dem Malchus einst übers Ohr gehauen.
Wieviel Jahre Plötzensee wär ‘n mir dafür geworden,
lebt ich statt an Jordans Strand an des Rheines Pforten.
Ja in deiner Heimat, Freund, die als fromm gepriesen
wäre Christus selbst, der Herr, von dir ausgewiesen.
Keine Berg -Predigt Rede mehr hätte er gehalten
in der Zeit wo du im Reich tätest als Kanzler walten.
Wenn den Tempel wieder er säubern wollt mit Peitschen.
Grober Unfug wäre dies in dem Land der Deutschen.
Und was nützte dein Gesetz das Gesetz der Schande
Zwei Millionen wählen heut, rot im deutschen Lande.
Auch im Streit mit Förster Lang stehen schlimm die Sachen
Schäm dich, treu verdienten Lohn jemand streitig machen.
Wenn man Schätze berge -hoch häufte auf der Erde,
sollte man vor seinem Tod nicht so knauserig werden
Moltke, Franklin, Washington und andere große Geister
waren an Bescheidenheit Vorbild dir und Meister
Du mahnst an zu jeder Zeit, was du konnt‘s bekommen
hättest noch ein Rittergut sterbend angenommen.
Auch an deiner eignen Treu heg ich großen Zweifel,
ging es nicht nach deinem Sinn, ging die Treu zum Teufel.
Ja, es tut mir wirklich leid um den Reichsbegründer,
aber du warst auf der Welt wohl der größte Sünder.
Nein, was du gesündigt hast, wird dir nicht vergeben
und du kommst und bettelst noch um ein seliges Leben –
du willst mit der Engels Schar „Halleluja“ singen
mit den einst Verfolgten gar dich im Kreise schwingen!
Du kommst vor die Himmelstür Einlaß zu begehren
Warte nur wir werden dir grausig Mores lehren.
Dort in jenem Rauch und Qualm sollst du ewig braten,
und das Feuer schüren dir die roten Demokraten.
Wo die Engel allesamt tragen lange Schwänze,
tanzen um die Schwefelglut tolle wilde Tänze.
Dort in jenem Flammenmeer sollst du ewig brennen
und als nächsten Nachbarn einst deinen Crispi* nennen,
denn das ganze Himmelreich würde rebellieren,
wollte ich zur Seligkeit einen B i s m a r c k führen.
*Crispi: Francesco Crispi, italienischer Revolutionär, Staatsmann und Politiker, *04.10.1819 +11.08.1901, zettelte einen Kolonialkrieg gegen Äthiopien an den Italien schmachvoll verlor. Die Verantwortung dafür wurde Crispi zugewiesen und er musste zurücktreten.
Viele junge Piloten starben im Luftkrieg über dem Eichsfeld
Nach 54 Jahren erhielt Hans Müller das Propellerblatt seines über Effelder in Brand geschossene Flugzeugs
TA vom 25.11.2000 von Stefan Sander, Tel. 036075 / 64734
Forschungsarbeit zu den etwa 70 Abstürzen soll fortgesetzt werden
Am 27. November 1944 tobte in den Mittagsstunden am Himmel über dem Eichsfeld ein
erbitterter Luftkampf. Viele Eichsfelder wurden dabei Augenzeuge. Im Verlaufe der Kämpfe
stürzten hier mindestens sieben deutsche Jagdflugzeuge der Typen BF 109 und FW 190 ab,
wobei fünf junge Piloten ihr Leben lassen mussten. Die Verluste der Luftwaffe im gesamten
Reichsgebiet an diesem Tag betrugen mindestens 51 Flugzeugführer mit den dazugehörigen Maschinen. Beteiligt an den Abwehrkämpfen waren die einzelnen Gruppen der Jagdgeschwader 26, 27, 54, 300 und 301. Es ist Montag, der 27. November 1944. Das Wetter des Vortages hat sich verschlechtert, trotzdem herrscht über Europa mehr oder weniger gutes Flugwetter. Gegen 11 Uhr starten die Verbände der 8. Luftflotte mit ihren Fortress (B-17) und Lieberator (B-24) in England, um Verkehrsziele im Rhein-Main-Gebiet anzugreifen. Den Bombern voraus flogen alliierte Jagdflugzeuge der Typen Mustang (P 51) und Thunderbolt (P 47), um die Bomberverbände vor deutschen Jagdflugzeugen abzuschirmen. Gegen 12:30 Uhr kam es dann zu Feindberührungen im Raum südlich des Harzes. Dabei kam es zu heftigen Luftkämpfen mit den amerikanischen Jägern, die man vom Boden aus gut beobachten konnte. Im Verlauf der Kämpfe wurden in der Gemarkung von Küllstedt der Unteroffizier Gustav Wimmer, 2. JG 301, mit seiner FW 190 A9 und der Feldwebel Walter Zähres, 11. JG 300, ein Opfer der Mustangs. Walter Zähres flog eine Messerschmidt BF 109 mit der aufgemalten grünen Neun als Kennnummer. Beide fanden ihre letzte Ruhestätte auf dem Friedhof in Küllstedt. Ebenso unterlegen waren der Gefreite Karl Heinz Schöffmann vom 3. JG 300 und der Obergefreite Matthias Prinz vom 11. JG 300. Karl Heinz Schöffmann fiel in der Nähe von Beuren, wo er auch beerdigt liegt. Er wurde bereits am 18. Juli 1944 schon einmal östlich von Weilheim abgeschossen, konnte sich aber mit dem Fallschirm retten. Matthias Prinz konnte noch mit dem Fallschirm aus seiner BF 109 abspringen. Leider öffnete sich der Schirm wegen der geringen Höhe nicht. Wenige Stunden später erlag er seinen Verletzungen. Er ist auf dem Friedhof in Worbis
beerdigt. In der Flur von Rüstungen fand der Gefreite Rudolf Müller vom 12. JG 300 fast zur
selben Zeit den Fliegertod. Etwas mehr Glück hatte ein Pilot, der auch bei Beuren abgeschossen wurde und sich mit dem Schirm retten konnte. Von ihm fehlt bisher die Identität. Die Aufschlagstelle von seinem Flugzeug ist bekannt und bei weiteren Recherchen zu dem Fall kann man vielleicht etwas über ihn erfahren. Über Effelder wurde die Focke Wulf 190 des Oberfeldwebel Hans Müller von einer P 51 in Brand geschossen und er entschloss sich zum Aussteigen. Dazu drehte er sein Flugzeug auf den Rücken, öffnete die Haube, stemmte sich aus der Maschine und ließ sich einige Tausend Meter
herabfallen, bevor er den Schirm öffnete. Dies war genau über dem Ort, wo er große Angst hatte, genau auf dem Kirchturm zu landen. Sein Flugzeug stürzte in den Wilhelmswald zwischen Struth und Bickenriede. Nach 54 Jahren wurde aus der Aufschlagstelle ein Propellerblatt geborgen. Hans Müller lebt heute in Süddeutschland und konnte dort nach genau 55 Jahren das geborgene Blatt mit Freude entgegennehmen. Dies sind nur die Verluste der Luftwaffe im Raum Eichsfeld an einem Tag, dem 27. November 1944.
Im gesamten II. Weltkrieg stürzten im Landkreis Eichsfeld zwischen 60 bis 70 Flugzeuge auf deutscher und alliierter Seite ab.
Dieser Bericht ist uns Anlass, unseres Uffz. Franz Hucke zu gedenken.
Bordfunker Unteroffizier Franz Hucke
Er wurde geboren am 28.08.1920, und fiel am 06.03. 1944. Sein erlernter Beruf war Bäcker. Er sollte die Bäckerei auf dem Anger übernehmen, da die erste Ehe von Johann Wilhelm Hucke kinderlos geblieben war. Im April 1939 wurde er zum Reichsarbeitsdienst RAD nach Obernhausen / Rhön eingezogen. Dort machte er auf der Wasserkuppe eine Ausbildung als Segelflieger. Vom 28. 08. 1939 bis 29. 11. 1939 diente er in einer Baukompanie. Im Frühjahr 1940 war er Flieger-Soldat in Erfurt und machte dann in Nordhausen eine Ausbildung als Bordfunker auf der Ju 86. Im Winter 1940 – 41 machte er eine Ausbildung auf der Zerstörerschule in Schleissheim / Oberbayern. Ab 05. 02. 1941 war er Nachtjäger in Echterdingen. Sein Einsatzgebiet war die Nachtjagd in Norddeutschland. Er diente
als Bordfunker in der 2. Staffel des Nachtjagdgeschwaders 5. In seinem letzten Heimaturlaub in Dingelstädt entstand am 01.01.1944 das Familienfoto der Familie Ignaz Hucke mit Franz in Uniform. Zwei Monate später, am 06. 03. 1944 wurden er und sein Pilot, Ofw. Herger, über Ladeburg, nördlich Bernau, bei Werneuchen von einer B-17 (viermotoriger Bomber) abgeschossen.
Am 10.03.1944 wurde der Sarg von Franz nach Dingelstädt abgeschickt und am 12.03.1944
von einer Abordnung der Partei(NSDAP) vom Bahnhof Dingelstädt abgeholt. Am 13.03.1944
war die Beerdigung von Franz Hucke auf dem Dingelstädter Friedhof.
Um 14:00 Uhr fand eine große Parteiveranstaltung mit Aufmarsch, Musik und militärischem Zeremoniell auf dem Friedhof statt.
Danach um 14:30 Uhr war die kirchliche Beerdigung unter einer großen Beteiligung der
Bevölkerung Sein Bruder Hans-Karl Hucke wollte ihn in den 1960er Jahren in das Familiengrab Hucke umsetzen lassen. Im Kriegergrab von Uffz. Franz Hucke fand man nur noch eine verlötete Blechkiste deren Inhalt aus Holzsägemehl bestand.
Franz war nie in Dingelstädt angekommen.
Als der alte Friedhof in Dingelstädt in den 1970ern Jahren geschlossen wurde, wurde für diese Kriegstoten des II. Weltkrieges, welche dort alle in einer Reihe lagen, ein gemeinsames Kriegerdenkmal errichtet. Die Namen der in Dingelstädt beerdigten Kriegstoten wurden auf die Namenstafel dieses Kriegerdenkmal eingraviert. Der Name von Uffz. Franz Hucke fehlt auf dieser Namensplatte. Sein Kriegergrab war ja nicht mehr vorhanden. Eine Eingabe seiner Schwester Hiltrud an Bürgermeister Metz, den Namen von Franz Hucke nachträglich einzufügen (auch mit Kostenbeteiligung) wurde ablehnend beschieden.
Berühmte und bekannte Eichsfelder Landsleute
Friedrich Pollack
Der am 24. Januar 1835 in Flarchheim, südlich des Eichsfeldes, geborene Friedrich Polack war 1876 bis 1903 im Kreis Worbis als Kreisschulrat tätig. Er gehörte zu den Pädagogen, die mit Liebe zu ihrem Beruf, mit Takt und Feingefühl die Achtung der gesamten Bevölkerung gewannen. Bisher hatten die kirchlichen Vertreter die Schulaufsicht gehabt, und für den evangelischen Beamten Polack war es keine leichte Aufgabe gewesen, im katholischen Kreis Worbis Fuß zu fassen. Wie lieb er das Eichsfeld gewann, beweisen seine Bücher, die er über das Leben auf dem Eichsfeld schrieb. Aber es gab noch einen anderen, größeren Beweis: Die Regierung suchte für das Volksschulwesen um 1894 krampfhaft bewäh rte und tüchtige Lehrer für höhere Funktionen. In einer Aussprache im Abgeordnetenhaus im Frühjahr forderte der Abgeordnete Rickert mit Nachdruck Maßnahmen.
Der Unterrichtsminister Dr. Bosse erwiderte: „Wir haben drei seminaristisch gebildete Regierungsund Schulräte, und ein vierter, den ich eben berufen wollte, hat es abgelehnt.“ Dieser vierte war der in Worbis lebende Friedrich Polack. Er, dem die ehrenvolle Berufung zum Regierungsschulrat in der Provinz Hannover unterbreitet wurde, schrieb zurück: „Ich will viel lieber auf meinem Posten als Kreisschulinspektor bleiben, als das Glück meines Lebens und Wirkens durch eine Veränderung gefährden. Ich fühle mich vollkommen glücklich in meinem Amte und bitte, mich mit der höheren Stellung als Regierungsschulrat zu verschonen.“
Unterrichtsminister Dr. Bosse kommentierte das Antwortschreiben mit der achtungsvollen
Bemerkung: „Ich habe es dem Manne hoch angerechnet; er steht in einer segensreichen
Schlagzeile der Eichsfeldgeschichte Wirksamkeit.“ Bekannt wurde Friedrich Polack durch seine pädagogischen Schriften, wie Lese- und Realienbücher, und durch seine Mitarbeit an
pädagogischen Zeitschriften. Besondere Aufmerksamkeit erhielt sein fünfbändiges Werk
„Brosamen. Erinnerungen aus dem Leben eines Schulmannes“, das in mehreren Auflagen
zwischen 1883 und 1909 erschien. Den Band 4 widmete er den Schulverhältnissen im Eichsfeld und bewertete dort auch die hier tätigen Lehrer, wobei er die tüchtigen beim Namen nannte, den weniger erfolgreichen aber ein Pseudonym gab. Friedrich Polack starb am 19. Juli 1915 in Treffurt.
Polack, Friedrich:
„Der Kreis Worbis in den hundert Jahren preußischer Herrschaft von 1802-1902“.
Gedenkbuch zur Hundertjahrfeier der Einverleibung des Kreises Worbis in das königliche
Preußen am3. August 1902. Auf Wunsch des Kreistages Worbis verfasst von Friedrich Polack, Worbis 1902;
Bischof Dr. Aloys Schäfer
Aloys Schäfer (* 2. Mai 1853 in Dingelstädt, Eichsfeld; † 5. September 1914) war Titularbischof von Abila Lysaniae, sowie Apostolischer Präfekt der Oberlausitz und Apostolischer Vikar in den Sächsischen Erblanden (das übrige Sachsen, Sachsen-Altenburg, Reuß ältere und jüngere Linie umfassend) und damit Leiter beider katholischer Jurisdiktionsbezirke in Sachsen und Dekan des Bautzener Domstifts.
Leben
Aloys Schäfer war als Sohn eines Kaufmanns in Dingelstädt geboren, lebte mit seinen Eltern jedoch seit frühester Jugend in Sachsen, zuerst in Chemnitz, wo er die Volksschule besuchte, dann in Dresden. Hier durchlief er das katholische Progymnasium und trat dann in das Wendische Seminar in Prag ein. Schäfer absolvierte seine humanistische Ausbildung am sogenannten Kleinseiter Gymnasium und studierte schließlich Theologie an der Prager Deutschen Universität. In Prag gehörte er zu den Mitbegründern der örtlichen Unitas-Vereinigung.Am 6. September 1878 empfing Aloys Schäfer die Priesterweihe durch Franz Bernert, den Apostolischen Vikar von Sachsen. In Plauen im Vogtland erhielt er seine erste Kaplansstelle. Dann wechselte er nach Dresden, wo er Kaplan an der Hofkirche wurde. Durch dieses Amt oblag ihm auch der Religionsunterricht am katholischen Progymnasium und er gründete in Eigeninitiative den „Katholischen Kaufmännischen Verein“ der Stadt.
Da Schäfer eine schwierige Preisfrage der Universität Würzburg zu Zeitberechnungen im Alten Testament gelöst hatte, berief man ihn 1881 als ordentlichen Professor der Schrifterklärung an das Lyzeum zu Dillingen. Nach vierjähriger Tätigkeit wechselte der Priester 1885 in der gleichen Stellung an die Universität Münster, ab 1895 an die Universität Breslau. 1903 ging er nach Straßburg im Elsaß um die dortige neue katholisch-theologische Fakultät mit aufzubauen. Um den Kontakt zur Seelsorge lebendig zu halten, engagierte sich Schäfer nebenbei als Prediger und Beichtvater, wobei er sich große Beliebtheit erwarb. Für seine Verdienste zeichnete ihn Papst Leo XIII. mit dem Titel eines Päpstlichen Hausprälaten aus. Schäfer entfaltete ein reiches schriftstellerisches Wirken im Bereich der biblischen Theologie; verschiedene seiner Werke wurden bis in die jüngste Zeit aufgelegt. Der deutsch-amerikanische Bischof Ferdinand Brossart übersetzte einige davon in die englische Sprache. Aloys Schäfer wurde von seinem bischöflichen Vorgänger Georg Wuschanski sehr geschätzt; dieser konsultierte ihn öfter bei wichtigen theologischen Entscheidungen. Bischof Ferdinand Piontek von Breslau bzw. Görlitz war einer von Schäfers exegetischen Schülern an der Universität Breslau.
Nach Wuschanskis Tod bestimmte Papst Pius X. Aloys Schäfer am 4. April 1906 zum Leiter der beiden katholischen Jurisdiktionsbezirke in Sachsen, des Apostolischen Vikariats der
Sächsischen Erblande und der Apostolischen Präfektur Meißen, sowie zum Titularbischof von Abila Lysaniae. Am 16. Mai 1906 empfing er die Bischofsweihe vom Straßburger Oberhirten Adolf Fritzen. Von Amts wegen gehörte der Prälat nun auch der I. Kammer des Sächsischen Landtags an.
Dr. phil. Gregor (Theo) Hucke
Sohn des Bäckermeisters Ignaz Hucke
Dr. phil. Gregor Hucke wurde am 10.11.1936 in Dingelstädt, Eichsfeld, als Sohn des
Bäckermeisters Ignaz Hucke geboren. Für seine Eltern stand bald fest, Theo sollte einmal Priester werden und Theologie studieren. Seine Eltern wollten ihn 1946 auf die Oberschule schicken, was aber von den damaligen Behörden in der russischen Besatzungszone verweigert wurde. Noch als Kind wurde er deshalb von seiner Mutter Zitha bei Nacht und Nebel, am 26.07.1947, heimlich über die russische Zonengrenze in den Westen gebracht. Hier kümmerten sich die Verwandten seiner Mutter (Familie Ziegler aus Krettstadt) um ihn. Diese brachten ihn in das Kloster Münsterschwarzach, wo er zunächst als Schüler noch einige Schuljahre im Gymnasium des Klosters verbrachte.
Die Schulausbildung im Kloster Münsterschwarzach wurde von seinem Vater finanziert*
In das Kloster Münsterschwarzach trat er nach Ablegung seines Abiturs 1956 ein. Vier Jahre später legte er hier seine klösterlichen Gelübde als Benediktiner-Mönch ab.
Philosophie und Theologie studierte Pater Gregor Hucke in Rom, wo er auch seine Disssertation in Philosophie erwarb. Am 7. Juli 1963 weihte ihn Weihbischof Alfons Kempf in Münsterschwarzach zum Priester. Seine Primiz konnte er mit seinen Verwandten in Dingelstädt feiern. Da er noch vor dem 07. Oktober in den Westen verbracht wurde, galt er nicht als DDR-Republikflüchtiger. Ab 1967 war Pater Dr. Gregor Hucke für neun Jahre als Regens des Spätberufenenseminars Sankt Egbert in Bamberg eingesetzt, bevor er als Abtssekretär nach Münsterschwarzach wechselte.
Nebenher war er als Kantor und Religionslehrer am Egbert-Gymnasium tätig. Bei Professor Pater Cassius Halliger war er wissenschaftlicher Mitarbeiter in Rom.1989 ging er als Missionar zu den Tutzinger Schwestern nach Karen/Nairobi in Kenia. Derzeit befindet er sich noch in Nairobi in Kenia.
*Anmerkung von Heinrich Hucke:
Sein Vater Ignaz musste seine Schulausbildung bezahlen. Dazu musste er die fast wertlose Ost-Mark in West-Mark umtauschen und zwar zum Kurs von 1:10. Deswegen brachte er seine Bäckerei bald an den Rand des Ruins. Die Mehllieferungen durch die Große Mühle (Müller Rosenthal) konnte er nicht immer bezahlen und er häufte dort Schulden an. Als sein Sohn Hans-Karl dann die Bäckerei übernahm meldete sich auch Müller Rosenthal bei ihm und zeigte ihm die Schuldscheine seines Vaters, welche er dann nach und nach begleichen musste. Das war natürlich ein sehr schwerer Anfang für ihn. Nach mehreren Jahren meldete sich dann Pater Gregor und wollte seinen Anteil am Erbe seines Vaters, welche er dann in die Mission in Afrika eingezahlt hätte. Stattdessen konnte er dann die durch seinen Bruder beglichenen Schuldscheine einsehen, welche einen eventuellen Erbanteil bei weitem übertrafen.
Artikel der Thüringer Landeszeitung TLZ vom 11.07.2003
Von Dingelstädt hinaus in die Welt
Benediktinerpater Gregor Hucke feierte 40-jähriges Priesterjubiläum
von Jürgen Backhaus, Dingelstädt/Nairobi (tlz)
Jenseits von Afrika, tausende Kilometer entfernt von seiner jetzigen Wirkungsstätte in Kenia, hat Pater Dr. Gregor Hucke OSB in der Heimat sein 40-jähriges Priesterjubiläum gefeiert. Zur Weihe durften damals seine Verwandten aus der DDR nicht nach Münsterschwarzach reisen, aber die Primiz wurde dann in der Dingelstädter Pfarrkirche „Sankt Gertrud" gefeiert. Zum 40-jährigen kamen Verwandte, Freunde und Gemeindemitglieder am Samstag, zwei Tage vor dem Jubiläumstag zur Messfeier mit Predigt von Rektor Kockelmann zum Kerbschen Berg.
Schon als Schüler war Theo (Gregor ist sein Ordensname) Hucke zur Ausbildung bei den
Benediktinern in den Westen gezogen. Als er nach dem Abitur nach Rom ging, um in „St. Anselmo" auf dem Aventin neun Jahre lang zu studieren –bis zum Doktor der Philosophie und Lizenziat der Theologie, war der heutige geistliche Autor und Abtei-Cellerar Anselm Grün Schüler der Anfängerklasse im Klostergymnasium. In Rom (1958 bis 1967) erlebte Gregor das gesamte II. Vatikanische Konzil mit. Eigentlich sollte die Choralschola, zu der er damals gehörte, bei der Krönung von Papst Paul VI. am 07. Juli 1963 singen. „Aber es sang doch eine andere Gruppe und am selben Tag wurde ich zum Priester geweiht", erzählt der Pater. Ab 1967 war er Seelsorger für US-Militärs in Bamberg und leitete das Spätberufenenheim seiner Abtei. Von 1976 an war er deren zweiter Kantor, unterrichtete Gymnasiasten in Religion, befasste sich wissenschaftlich mit religiösen Bräuchen und war Sekretär des Abtes. Er ist nicht nur ein Choralmeister, sondern auch ein Sprachgenie. Immer wieder widmet er sich dem Russischen, das er 1946/47 in der Dingelstädter Volksschule gelernt hatte. Im Vorgymnasium Münsterschwarzach lernte er Latein, Englisch und Griechisch, im Hauptgymnasium in Würzburg Französisch und Hebräisch, in Rom Italienisch. Da er in Bamberg auch viele Hispanoamerikaner betreute, lernte er
eben Spanisch. Und 1974 bis 1976 übersetzte er für die Zeitung „Deutsche Tagespost"
Papstansprachen.
1988 reiste der Kantor Gregor nach Nairobi, um eine Werkwoche für Gregorianik zu halten. Der spirituelle Gesang wurde begeistert aufgenommen. 1989 kam er als Vertreter des Hausgeistlichen der Missionsbenediktinerinnen von Tutzing wieder nach Nairobi. Aus dem geplanten einen sind nun schon 14 Jahre geworden. Der Eichsfelder unterweist zurzeit 60 Kandidatinnen, Postulantinnen und Novizinnen aus Kenia, Uganda und Tansania im Choralgesang, ist in einem Exerzitienhaus tätig und bei Salesianer-Novizen, die sich um Straßenkinder kümmern. Einmal pro Woche lehrt er Choral und Kirchengeschichte im Ausbildungszentrum der Benediktiner im nahen Tigoni, deren Prioriat er nun angehört. Umgangssprache ist Englisch; Pater Gregor lernte jedoch nur zum Gottesdienstgebrauch auch Kisuaheli für die Kenianer und Koreanisch für Botschaftsmitarbeiter und Geschäftsleute aus Südkorea. Der Ortsteil am Rande Nairobis, in dem das Nonnenkloster liegt, heißt „Karen" – nach der dänischen Schriftstellerin Karen oder Tania Blixen-Finecke, die in „Out of Africa" („Jenseits von Afrika") ihre 17 Jahre (1914 – 1939) in Kenia beschrieb. Nach der Rückkehr ihres Mannes leitete sie ein Jahrzehnt ihre Kaffeeplantage allein, gab dann aber auf. Der Roman wurde 1985 verfilmt von Sydney Pollack mit Meryl Streep, Klaus Maria Brandauer und Robert Redfort. Das damalige Haus des Gutsverwalters auf Blixens Farm gehört heute den Benediktinerinnen. Ein 67-jähriger Mönch (Gregor) bewohnt nun dieses Holzhaus auf 2000 Metern Höhe und frönt darin in Mußestunden seinem Hobby: der Schönschrift von Psalmen in etlichen Sprachen auf Büttenpapier, das er zu Büchern binden lässt. „Hier musste ich sein", schrieb Blixen 1937, „Mir geht es irgendwie auch so", sagt Pater Gregor.
Medizinische Versorgung der Dingelstädter im 19. Jahrhundert
Erst Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts konnte der Ärztebestand der Stadt Dingelstädt
einigermaßen befriedigen. Als Dingelstädter Praktiker hat der in Halle graduierte Hugo Strecker aus Wahlhausen 1898 das Goldene Doktordiplom seiner Hochschule erhalten. Karl Albert Gertler, Heinrich Rindermann (1862 – 1944) aus Mengelrode und Josef Maria Gerland (1862 – 1945) – letzterer stammt aus Hildesheim –komplettieren diese ärztliche Ortsliste. Eine Apotheke gab es in Dingelstädt erst ab dem Jahr 1802. Wer vorher Arzneien benötigte musste sich diese in der Apotheke in Heiligenstadt, Worbis oder Niederorschel besorgen. In Leinefelde wurde 1881 die Einrichtung einer Apotheke für die Orte Leinefelde, Birkungen, Beuren Wingerode und Breitenholz durch den Erfurter Regierungspräsidenten mit der Begründung abgelehnt, dass „sich weder die Bevölkerungszahl noch der Wohlstand dortiger Gegend so erheblich gesteigert“ habe, „dass die Existenz einer solchen zweifellos gesichert“ sei. In nicht zu weiter Entfernung von Leinefelde seien gute Apotheken vorhanden, die dem „Arznei-Bedürfnis“ in gewöhnlichen Fällen genügen würden. Die 1802 in Dingelstädt begründete Apotheke steht zur Jahrhundertmitte unter der Leitung von Franz Ferdinand Edmund Schweikert (1809 – 1881), der sie 1874 seinem Sohn Heinrich Schweikert überlässt. 1902 kaufte sie der aus Königswinter stammende Richard Schunk (1868 – 1953).
Von den Aufgaben und Plänen der Sänger in Dingelstädt
Wir lesen im Eichsfelder Tageblatt – Thüringer Gauzeitung vom 17. 11. 1938:
Von den Aufgaben und Plänen der Sänger in Dingelstädt
Von echtem deutschen Sängergeist zeugte die Arbeitstagung der Gruppe „Unstrutquelle“ die am gestrigen Nachmittag im Waldschlöss´chen zu Dingelstädt stattfand. Sämtliche angeschlossenen Vereine aus Dingelstädt, Silberhausen, Helmsdorf, Beberstedt, Hüpstedt, Küllstedt, Büttstedt, Birkungen und Kreuzebra waren stark vertreten. Alle die erschienen waren, wurden durch diese Herbsttagung mit neuer Begeisterung zu unserem schönen deutschen Liedgut erfüllt und fest verankert in dem Ideengut des deutschen Sängerbundes. Der Sänger-Gruppenführer Karl Schäfer eröffnete die Tagung. Gruppenkassenwart Hugo Hartmann gab nach verlesen der Niederschrift den Kassenbericht, der in Sonderheit zeigte, wie die Zusammenarbeit aller Gruppenvereine auch in finanzieller Hinsicht bei der Ausgestaltung der Gruppenfeste eine segensreiche Einrichtung ist.
Anschließend machte Gruppenführer Karl Schäfer grundsätzliche Ausführungen über Sinn und Wesen der Sängersache und des DSB. Diese Herbsttagung soll alle Sänger dem Ideengut des DSB näher bringen, durch sie einander wieder Fühlung aufgenommen werden, um sich in der Sängersache gegenseitig anzufeuern und über die Zustände in den einzelnen Vereinen zu unterhalten. Im großen Ganzen könne man mit den Erfolgen in der jungen Gruppe recht zu frieden sein, sagte er. Ein ernstes Wort widmete er dem neuen Lied, und wies daraufhin, dass endgültig Schluss sein müsse mit dem süßlichen Gesang einer vergangenen Epoche. Der DSB hat den Pulsschlag der Zeit verstanden, und wir Sänger marschieren mit! Begeistert stimmten die anwesenden Sängerführer ein: „Kameraden, wir Marschieren!“. Weiter kam Karl Schäfer dann auf das Singen und Klingen zu sprechen, das heute durchs deutsche Land geht. Mitreißend schilderte er das große deutsche Sängerbundesfest in Breslau (Schirmherr Dr. Josef Goebbels), und von diesem
weltgeschichtlich kulturell bedeutsamen Ereignis aus ging er über zu der Pflege der Volksgemeinschaft, die vom deutschen Sängerbund in den Mittelpunkt seiner Aufgaben gestellt sei. Ziel des deutschen Sängerbundes war und wird stets bleiben, ein Band zu schlingen um alles, was in deutscher Sprache Lieder singt. Wir deutschen Sänger wollen durch unseren Gesang helfen, die deutsche Seele mitzuformen. Als Winterveranstaltung wurde für den März (1939) ein großer Orchester- und Konzertabend in Dingelstädt festgelegt, der in dem Zeichen „Nordische Musik“ stehen wird. Sämtliche Vereine der Gruppe werden an diesem Abend nordische Lieder zu Gehör bringen und
gemeinsam die „Landerkennung“ von Edward Grieg als Massenchor singen. Mit der Auswahl des Liedgutes wurde der Gruppenchorleiter Leo Lier beauftragt, nachdem dieser über die gesangliche Winterarbeit gesprochen hatte. Anschließend wurde über die Sommerveranstaltungen (1939) der Gruppe vorbereitend beraten, die in der nächsten Gruppentagung endgültig festgelegt werden sollen. Vier verdienten Sängern der Gruppe und zwar Sangeskameraden Georg Franz Staufenbiel, Josef Heddergott, Karl Hanstein und Josef Günther, Büttstedt, konnte vor einigen Wochen die Ehrenurkunde des DSB überreicht werden. Im weiteren Verlauf der Tagung berichtete Gruppenchorleiter Leo Lier über die Geplante Chorleiterschulung , die im Mittelpunkt der Gruppenarbeit stehen und besonders durch praktischen Unterricht den Gesangsbetrieb in allen Vereinen noch wesentlich fördern soll. Ein besonderes Wort wurde dem Freundschaftssingen der benachbarten Vereine gesprochen. In den nächsten Wochen soll dieses Singen in Hüpstedt und Kreuzebra in die Wege geleitet werden. Hingewiesen wurde auf die vom Gau geplante Chorleiterschulung im Februar nächsten Jahres und schon heute um rege Beteiligung ersucht. Mit viel Begeisterung wurde der gemeinsam gesungene Chor „Landerkennung“ von Edward
Krieg aufgenommen, der als Massenchor für den Konzertabend „Nordische Musik“ vorgesehen ist.
Mit einem packenden Schlusswort des Gruppenführers zur regen Mitarbeit im deutschen
Sängerbund und besonders auch in unserer Gruppe und letzten Endes damit zum Wohl unseres deutschen Vaterlandes wurde die Tagung geschlossen, der sich bei Lied und fruchtbringender Aussprache einige Stunden der Kameradschaft anschlossen.“
Oben: Familienwappen in Stein gehauen
Unten: Familienwappen als Bild