Inhalt von Nr. 11:
1. Zeppelin über dem Eichsfeld (1929)
2. Truppenübungsplatz im Eichsfeld (1901)
3. Bierboykott - Männer gingen auf die Barrikaden (1909)
4. Hans Hucke in der Vermisstenmeldung des 1. Weltkrieg (1916)
5. Der Kreisleiter bewirbt sich….. Treffende Antwort auf ein wenig zeitgemäßes Inserat. (1939)
6. Gehirnwäsche in der DDR - Wie wir über die andere Seite Deutschlands informiert wurden (1953) 7. Der „Tag der Befreiung“ – Der Schrecken kam für viele erst nach der Kapitulation
8. 1954 betrug die Rente in der DDR 60 Mark monatlich
9. Die Ehe ist kein Versorgungsinstitut (DDR 1950)
10. Kultur am Arbeitsplatz - In den Arbeitspausen mit einem kleinen Programm auftreten.(1955)
11. Berühmte und bekannte Eichsfelder. Vorgestellt: Bauer Opfermann, Dingelstädt
1929 Zeppelin über dem Eichsfeld
Einmaliges erlebten die Heiligenstädter in der Nacht vom 17. zum 18. September 1929, als das Luftschiff „Graf Zeppelin“ in sternenklarer Nacht die „Eichsfeld Metropole“ überflog. Ein Augenzeuge schilderte im Eichsfelder Tageblatt Nr. 321 vom 20. 09. 1929 ganz enthusiastisch seine Eindrücke: „Hurra! - Graf Zeppelin grüßt Heiligenstadt! Nun ist auch er über uns hinweg geflogen, der große Vogel, der Weltumsegler „Graf Zeppelin“. Wenige Minuten nach ½ 2 Uhr - über Göttingen war er kurz nach 1 Uhr gemeldet -, vernahm man das Brausen der Motoren. Den Atem anhaltend, um das Nahen des gewaltigen Weltenbezwingers der Lüfte sich nicht entgehen zu lassen, suchte man den mondhellen Himmel ab - nichts zu sehen. Da - von Norden kommend, erschienen die erleuchteten Kabinen direkt unter dem Polarstern. Täuschte man sich, nun, mit gewaltigem Fluge, das Nordgestirn stehen lassend, kam er näher und in herrlichstem mondklaren Lichte zeigte er sich Heiligenstadt in seiner majestätischen Größe! Wenn Menschenwerk Stückwerk ist, hier muß man aufschauend staunen, denn solch Meisterwerk, von Menschenhand geschaffen, hebt einen heraus aus der Atmosphäre des irdischen Daseins; man schwebt wirklich beim Anblick dieses Erlebens im ätherischen Vergessens alles Irdischen! Und - wie er schon lange dem Auge entschwunden war, da hörte man, still das gewaltige Erleben in sich vorüber gehen lassend, dem gewaltigsten aller Siegeswünsche über deutsches Können in sich nachklingen!...“ Mehrere Leser brachten folgende lustige Zuschrift: „Den zuständigen Stellen vielen herzlichen Dank für die Vermeidung ruhestörenden Lärms durch Glockengeläut und Sirenengeheul vor der Ankunft des Zeppelins über Heiligenstadt. Es wird jedoch gebeten , von einer Bestrafung des Luftschiffes wegen seines starken Summens in so nächtlicher Stunde abzusehen, da die Wenigen die gestört wurden, durch das imposante Schauspiel für die nächtliche Ruhestörung entschädigt sein dürften und die meisten Einwohner durch das Motorbrummen ja nicht gestört wurden“. Auch aus Dingelstädt wurde der Überflug über das Stadtzentrum begeistert gemeldet. Trotz später Nachtstunden standen viele Menschen an den Fenstern oder waren auf die Straße geeilt.
Eichsfelder Truppenübungsplatz
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts rückte das Eichsfeld in das Blickfeld deutscher Militärpolitik. In der am 17. Februar 1902 begonnenen Reichstagssitzung in Berlin über den Militäretat wurde die bereits seit einem Jahr schwelende Debatte um einen Truppenübungsplatz für das 11. Armeekorps auf die Tagesordnung gesetzt.
Vorgesehen war das Übungsgelände nahe der beiden Dörfer Kreuzebra und Heuthen.
Da aber in jenen Jahren eine Eisenbahnlinie von Heiligenstadt nach Mühlhausen geplant war und projektiert wurde, doch später zu Fall kam, lehnte der Kriegsminister von Gößler das Eichsfeld Projekt ab. In der Diskussion gab der Abgeordnete Dr. Eickhoff (Freie Volkspartei) zu verstehen, dass er 1901 auf Anregung aus seinem Wahlkreis das Obereichsfeld für ein Übungsgelände vorgeschlagen habe, dabei von Kreisen des Zentrums und der nationalliberalen Partei unterstützt worden sei.
Naturgemäß habe es ein Für und Wider in der Bevölkerung gegeben. Auch der Abgeordnete von Strombeck (Zentrum) bestätigte diese Stimmung im Obereichsfeld.Viele Bewohner der vorgesehenen Orte seien in großer Sorge um ihre Zukunft. Würde ein Übungsplatz angelegt, müssten folglich einige Dörfer verschwinden. Bei der jetzigen Unklarheit würden die Hausbesitzer keine Reparaturen mehr ausführen. Tausende verloren ihren Wohnsitz, die Landwirte verloren ihr Land.
Es gäbe aber auch Leute, die auf Vorteile hofften. Ein Übungsplatz brächte eine gewisse Vermehrung des Geldzuflusses und des Verkehrs, wenn sich bei sommerlichen Übungen große Truppenkörper im Gelände bewegten. Die Landwirte rechneten mit reichlicher Entschädigung.
Der parlamentarische Streit zog sich bis ins Jahr 1906 hin. Erst in der zweiten Lesung des Militäretates im Deutschen Reichstag am 16. März 1906 wurde der Truppenübungsplatz nahe Heiligenstadt endgültig abgelehnt und Ohrdruf vorgesehen.
Mit einer scharfen Kontroverse des SPD - Abgeordneten Bock gegen das Militär endete die Debatte, aber die SPD konnte den Lauf der Dinge nicht aufhalten. Das kaiserliche Deutschland, das sich für Ohrdruf entschied, hatte andere Pläne. Besonders der konservative katholische Klerus konnte damals sagen: „Wir sind nochmals davongekommen.“
1909 Bierboykott im Eichsfeld
Männer gingen auf die Barrikaden Biersteuern - über 100 Millionen Mark - sollten im Jahre 1909 das Staatssäckel des Deutschen Reiches wieder füllen helfen. Man sieht, dass die Politik auch damals schon mit allen Winkelzügen ihre Finanzen aufstocke wollte.
Auch die kleinen Gauner machten es ihrem großen Herrn nach und benutzten die Steuererhöhung zu einem extra Schnitt in die eigene Tasche. Vor jenem Dschungel von Raffgier und Profitsucht machten viele Bürger, die ein billiges Vergnügen bei einem Glas Bier suchten, nicht mehr mit. Sie schlugen empört Krach, egal ob die Brauereien oder auch Wirte mit Mehrverdiensten auf Kosten der Biertrinker liebäugelten.
Rigoros waren die Leute in Geisleden. Durch Unterschrift und bei Strafe versprachen 200 Teilnehmer einer Versammlung, kein Bier mehr zu trinken. Als die Wirte hartnäckig blieben, boykottierten sie weiter. In Lengenfeld und Steinbach gaben die Wirte dem Protest von 100 Einwohnern nach. Auch in Heiligenstadt gab es erregte Auseinandersetzungen im Gasthof „Leineschlößchen“ und „Schützenhaussaal“. Selbst den Brauereien in Heiligenstadt und Mühlhausen wurde der Boykott angesagt.
So ging der Bierkrug solange zu Wasser, bis er zerbrach. Und das Bier blieb in vielen Orten im Fass und wurde sauer.
Der Inhaber der Gemeindeschänke in Bernterode im Kreis Heiligenstadt bezog anscheinend sein Bier aus keiner gaunerhaften Brauerei oder er büßte lieber etwas Gewinn ein, als seine Kunden zu verlieren.
Auf einem Plakat lasen die Einwohner folgenden humorvollen und ermunternden Vers:
Ihr Steuerzahler kommt zu mir,
hier gibt’s wie immer noch das Bier,
die neue Vorschrift läßt uns kalt,
denn sie ist jung und wir sind alt.“
Als ein Gastwirt zu einer Bauersfrau höhnisch meinte:
„Din Ohler wärd sin Bier au met enn Ufschlag trinke“, schrie sie ihm erregt ins Gesicht: „Froh benn ich, dass dieses Gesuffe uffgeheert hat. Min Hannes süfft jetzt nur noch Mälch.“
Hans Hucke in der Vermisstenmeldung des 1. Weltkrieges
Meine Recherchen im Kreisarchiv Heiligenstadt, in der Zeitung Eichsfelder Tageblatt des Jahrgangs 1916 ergab:
In der Zeitung Eichsfelder Tageblatt vom 12. 12. 1916 wird unter der „Eichsfelder Ehrentafel“ (Tote, Vermisste, Gefangene, Verwundete) die Verlustliste Nummer 705 vom 08. 12. 1916 veröffentlicht.
Vermisst: Musketier Johannes Hucke, 21 Jahre, Dingelstädt, Vermisst bedeutete: Er konnte auch gefallen sein. Bis zum 30. 12. 1916 erfolgte noch keine Berichtigung der Vermisstenmeldung, so daß die Eltern meines Vaters, meine Großeltern Karl und Anna Hucke zum Weihnachtsfest 1916 auch vermuten konnten, daß Hans Hucke einer der 690.000 gefallenen Deutschen Soldaten der Schlacht an der Somme hätte sein können.
Die Zeitungs-Berichtigung, daß Hans Hucke in Gefangenschaft war, erfolgte erst im Frühjahr 1917. Seine Gefangennahme durch die Engländer war am 13. 11. 1916 in der Schlacht an der Somme. Als Hans Hucke 1919 aus der Gefangenschaft zurückkehrte war sein Vater Karl bereits verstorben.
Der Kreisleiter bewirbt sich unter Nummer 2201
Treffende Antwort auf ein wenig zeitgemäßes Inserat – Arbeit ist genug da.
Thüringer Gauzeitung, Ausgabe Eichsfeld, Heiligenstadt vom 06. 12. 1939 (seit drei Monaten ist Krieg)
Ein junges gebildetes Mädchen suchte kürzlich in einer Thüringer Zeitung eine
„nette, gebildete, aufrichtige Persönlichkeit zwecks Verbringung der Freizeit bei vielseitigem Interesse für Theater, Kino, Musik, Tanz und Sport“.
Der Kreisleiter in Arnstadt hat sich mit folgendem Angebot (Nr. 2201) gemeldet:
„Mein Fräulein! 18 Jahre alt und 1,74 Meter groß geworden, suchen Sie zur Freizeitverbringung eine gebildete, aufrichtige und nette Persönlichkeit. Gleichzeitig geben Sie Anhaltspunkte dafür, wie Sie sich die Verbringung Ihrer Freizeit mit der ersehnten Persönlichkeit vorstellen: Theater, Kino, Musik, Tanz, Sport. Ich bin überzeugt, dass Sie nach diesen Andeutungen, die wahrscheinlich keinen Anspruch auf Vollzähligkeit erheben, eine sehr schöne Freizeit zur Verfügung haben. Sie haben aber recht: Was nützt eine Freizeit, wenn man dafür bei seiner Bildung, bei seiner köstlichen Jugend und bei seinem guten Wuchs (1,74 Meter Größe) keine Kameradschaft hat, die Theater, Kino, Musik, Tanz, Sport zu einem gemeinsamen wahren Erlebnis kommen lässt! Sie sind wegen Ihrer Freizeit zu beneiden, wegen Ihrer der Zeitung anvertrauten Nöte aber zu bedauern. Beides veranlasst mich Ihnen meine Hilfe anzubieten. Mein Fräulein, es handelt sich also darum, Ihre Freizeit auszufüllen und zwar vielseitig auszufüllen.
Ich Schlage vor – und Ihre 18 Jahre weisen daraufhin -, Sie melden sich beim Untergau 220 des BDM (Elfriede Kahl), Arnstadt, Hindenburgstraße 4 und erwerben dort die Mitgliedschaft beim BDM – Werk „Glaube und Schönheit“. Das ist eine Einrichtung , die Ihnen unbedingt liegen muss. Sie finden da eine Arbeitsgemeinschaft für Musik, nehmen an Sportkursen teil, üben sich im Gesundheitsdienst, in nützlichen Werkarbeiten und vor allem in einem schönen deutschen Tanz. Damit wäre schon ein Teil Ihrer Freizeit untergebracht.
Wenn Sie mehr Musik anhören wollen, als selbst zu musizieren, schlage ich Ihnen den Beitritt zum Konzertring der NS – Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ vor. Dieselbe Organisation unterhält auch günstigen regelmäßigen Theaterbesuch. Damit wäre auch schon wieder ein kleiner Angriff auf Ihre Freizeit gemacht. Mit 18 Jahren wissen Sie, dass eines Tages auch bei Ihnen Beruf und Freizeit in einen ganz besonderen Dienst hinüberwechseln.
Für diese Aussichten wird es nötig sein, in der Jugendgruppe der NS – Frauenschaft an den Arbeiten für Heimgestaltung und Säuglingspflege teilzunehmen und sich auch in die Geheimnisse der Volks –und Hauswirtschaft einweihen zu lassen. Da überall die Gemeinschaft zusammensteht, treffen Sie in allen Stationen auf aufgeschlossene Menschen, die Ihnen Kameraden und Helfer sein werden.
Sollte aber bei der Ihnen anscheinend reichlich zur Verfügung stehenden Freizeit dennoch etwas von dieser übrig bleiben, so schlage ich Ihnen eine Mithilfe bei der NSV vor. Am Tage gilt es Kräfte in den Kindergärten zu unterstützen und abends kann sich ein junges gebildetes Mädchen in den Ortsgruppenamtsleitungen der NSV nützlich machen.
Das Rote Kreuz, der Reichsluftschutzbund, alles wartet auf junge Kräfte, die sich im Kriege verdient machen wollen.
Wenn Sie meinen Ratschlägen folgen, wäre auch der größte Teil Ihrer Freizeit aufgezehrt, und die kurzen Augenblicke vor dem Einschlafen wären auch ausgefüllt – nämlich mit dem beglückenden Gefühl, das jener verspürt, von dem man sagen kann, dass er ein ganzer Kerl ist.
Ganze Kerle brauchen keine netten Persönlichkeiten zu suchen. Bei solchen nicht nur gebildeten, sondern auch wertvollen Mädchen, stellen sich solche Persönlichkeiten eines Tages von selbst ein. Wir wollen auch im Krieg unsere Freizeit verbringen, aber nicht für uns oder ausschließlich zu zweien, sondern mit allen zusammen und für alle! Machen Sie mit?
Gehirnwäsche 1953 im Arbeiter –und Bauernstaat
Wie wir über die andere Seite Deutschlands informiert wurden: Zeitung „Das Volk“ vom 27.03.1953:
Bettelbriefe eines republikflüchtigen Großschiebers. Nur Verbrecher finden Unterschlupf im Adenauer Staat.
Der Chor der imperialistischen Hetz –und Lügensender wie Rias und NWDR, die Giftgazetten aus dem dollargedüngten Blätterwald des Bonner Bundesstaates überschreien sich und schmieren sich die Finger wund. Sie wollen die Deutsche Demokratische Republik in den Augen der westdeutschen Bevölkerung verleumden, weil sie täglich aufs Neue erfahren müssen, dass unsere Erfolge beim Aufbau der Grundlagen des Sozialismus die Positionen ihrer Auftraggeber schwächen.
Dabei sind sie bestrebt, schwache und unaufgeklärte Bürger unserer Republik mit Illusionen vom „Goldenen Westen“ zu erfüllen und sie in das Gebiet des Adenauer Staates zu locken, um aus ihnen als „Republikflüchtige“ politisches Kapital zu schlagen. Dabei helfen ihnen vor allem solche Elemente, denen wegen krimineller Delikte der Boden in der Deutschen Demokratischen Republik zu heiß geworden ist und die vor den Sicherheitsorganen unserer Staatsmacht in den Westen geflohen sind .
Der Staatsanwalt des Kreises Sömmerda schildert uns einen Fall, wo jedoch durch die Wachsamkeit unserer Volkspolizei ein solcher Verbrecher auf der Flucht gefasst werden konnte. In Griefstedt bewirtschaftete der ehemalige Stahlhelmer und SA- Sturmbannführer Engel einen Hof mit 91 Hektar Land.
Um die Ernährung unserer Werktätigen zu untergraben, erfüllte er seinen Viehaufzuchtsplan nicht und blieb mit 80 Zentnern Schweinefleisch im Rückstand. Auf der anderen Seite verkaufte er über 16.000 kg Milch und 25 dz Ölsaaten, die er als Austauschprodukte hätte liefern können als freie Spitzen und betrog die Werktätigen um rund 15.000 DM. Statt eines Kalbes, das er zur Schlachtung angemeldet hatte, schlachtete er tatsächlich eine 7 Zentner schwere Färse.
Nach Aufdeckung dieser strafbaren Handlungen wollte er sich mit seiner Familie über Westberlin nach Westdeutschland absetzen. Ein „Fetter Brocken“, den unsere Volkspolizei den imperialistischen Kriegshetzern und Spaltern des deutschen Volkes aus den Zähnen zog.
Die patriotische Bevölkerung Westdeutschlands aber ist den Sicherheitsorganen unserer Republik dankbar, wenn sie vor diesen Gaunern bewahrt wird, die, wenn sie den amerikanischen Agenturen genügend Hetz –und Spionagematerial geliefert haben, ausgeschickt werden, um als Streikbrecher, Störenfriede von patriotischen Versammlungen und Demonstrationen, Provokateure und Söldner auch den Interessen der Kriegstreiber zu dienen.
Hinzu kommt, dass die westdeutschen Werktätigen diese Elemente von ihren Steuergroschen und von den zu teuer bezahlten Lebensmitteln und Mietpreisen mit ernähren müssen.
Das dem so ist, bestätigte Kreisstaatsanwalt Schröder mit dem Beispiel des republikflüchtig gewordenen Großschiebers Hippe aus Sömmerda. In der Verhandlung gegen seine Mutter, die wegen Verschiebungen von über 100 Paar Schuhen und Textilien im Wert von über 2000 DM inzwischen zu einer hohen Zuchthausstrafe verurteilt worden ist, wurden durch den Staatsanwalt Bettelbriefe verlesen.
Darin bat Hippe seine Mutter, ihm ein Päckchen Tabak, Zigaretten und Briefpapier sowie einige Kleiderbügel zu schicken. In einem anderen Brief schrieb er, dass seine Schwester ihm nicht böse sein möge, wenn er ihr nichts zum Geburtstag schicken könne. Er sei froh gewesen, als er von einem Bekannten 5,00 Mark geschenkt bekam. Erst nach langen Wochen der Arbeitslosigkeit sei es ihm gelungen bei einem Bauern als Knecht Arbeit zu finden. Er bat weiterhin, ihm doch etwas Seife und Rasierklingen zu schicken. Wenn es schon den Helfershelfern der Adenauer und Reuter so geht, wundert es niemanden, das ihre verblendeten Opfer nicht erpicht darauf sind, das Los mit diesen zu teilen, sondern, nachdem ihnen die Augen über die wahren Verhältnisse in Westdeutschland aufgegangen sind, in wachsender Zahl nur zu gerne in die Deutsche Demokratische Republik zurückzukehren.
Sie, die bisher ehrlich und sauber geblieben sind, haben mit Freuden von unserem Ministerpräsidenten Otto Grotewohl vernommen, dass sie bei uns Wiederaufnahme finden.
Zeitung „Das Volk“ vom 31.03.1953:
Welches Schicksal den Werktätigen Westdeutschlands droht.
Die USA Imperialisten wollen nicht nur Westdeutschland zum Aufmarschgebiet eines neuen Krieges machen, seine Jugend in den Rock des der sogenannten „Europaarmee“ pressen, sie beabsichtigen auch, die deutschen Arbeiter als Arbeitssklaven dorthin zu verschleppen, wo es ihren Kriegsinteressen am dienlichsten ist.
Am Sonnabend ruft das Zentralorgan der KPD „Freies Volk“ die Bevölkerung Westdeutschlands auf, entschlossen den Kampf gegen die im Schumannplan vorgesehene Zwangsverpflichtung von westdeutschen Arbeitern in andere Länder zu führen.
Die Zeitung erinnert an das grauenhafte Los der zwangsverschleppten Industriearbeiter aus Polen, die während des 2. Weltkrieges von den Hitlerfaschisten wie Vieh verfrachtet und verschleppt wurden und fern von ihrer Heimat und fern von ihren Familien unter unsagbar grauenhaften Bedingungen vegetieren mussten.
Jetzt, zehn Jahre später, wollen die amerikanischen und deutschen Kriegsbrandstifter dasselbe wiederholen.
Zuerst sollen diesmal die westdeutschen Kumpel und Stahlarbeiter gewalttätig in andere Länder verschleppt werden. Die erste Sitzung der dafür eingesetzten Sonderkommission der Hohen Behörde soll schon am 30. März in Luxemburg abgehalten werden. Als eifrige Handlanger betätigen sich die rechten Gewerkschaftsführer vom Hoff und Dr. Heinrich Potthoff, die von den imperialistischen Kriegsbrandstiftern für das Riesengehalt von 250.000 DM in die Hohe Behörde geholt wurden.
Mit Hilfe dieser Verräter der Arbeiterklasse, so schreibt das „Freie Volk“ wollen die Kriegsbrandstifter mit den Werktätigen Westdeutschland folgendermaßen verfahren:
Der Bohrwerksdreher Fritz M. eines Essener Metallwerks erhält eines Tages mit der Aushändigung der Lohntüte einen „Arbeitseinsatzbefehl“ mit der Aufforderung in einem französischen Werk, in dem die Arbeiter wegen Lohnforderungen in den Streik getreten sind, seine Tätigkeit fortzusetzen. Mit dem „Einsatzbefehl“ wird gleich die Anwendung von Polizeigewalt angedroht, falls der Kollege noch an die Freizügigkeit glauben sollte, von der die rechten DGB Führer reden. Oder der Kumpel einer Ruhrzeche erhält den „Einsatzbefehl“ etwa nach Belgisch - Kongo in die Erzgruben.
Die jeden westdeutschen Arbeiter und Angestellten angehende Bedrohung durch die Zwangsverschleppung darf von keinem Kollegen auf die leichte Schulter genommen werden. „Sag niemand“ , so schließt das „Freie Volk“ , „wir können doch nichts dagegen tun. Wer so denkt hilft den Kriegstreibern, hilft den besoldeten Verrätern innerhalb der Arbeiterklasse. Gemeinsam können wir dem Treiben der Rüstungshyänen Einhalt gebieten“.
Anmerkung von Heinrich Hucke:
Es ist gut, sich wieder einmal an solche Hetzartikel zu erinnern. Zahlreiche DDR Bürger sind auf solche Artikel hereingefallen, waren verunsichert oder haben sie geglaubt. Am 02.03.1953 war Stalin an einem Schlaganfall gestorben. 1953 gab es auch noch einen regen Austausch und Besuche zwischen west –und ostdeutschen Vereinen (Gesangvereine und auch Sportvereine). Die ostdeutschen Vereine konnten noch nach Westdeutschland reisen und dort auftreten. Viele Vereinsmitglieder kamen (trotz ständiger solcher Artikel wie oben) nicht in die DDR zurück. Da mussten sich die Vereinsvorstände wegen mangelhafter politisch-moralischer Erziehung der Vereinsmitglieder nach der Rückkehr in die DDR vor den staatlichen Organen verantworten.
Die Ehe ist kein Versorgungsinstitut (DDR 1950)
Keine Unterhaltszahlungen an den Ehepartner oder ehemaligen Ehepartner:
Das Oberste Gericht der DDR hat in seinem Urteil vom 01. 12. 1950 festgestellt, dass die Ehe heute kein Versorgungsinstitut mehr ist.
Dies muss erst recht für die Zeit nach der Ehescheidung gelten. Jeder Mensch ist verpflichtet, seinen Lebensunterhalt durch Einsatz seiner Arbeitskraft selbst zu bestreiten. Kann er das z. Bsp. aus gesundheitlichen Gründen nicht, sorgt der Staat für die Person aus den Mitteln der Sozialversicherung.
Anmerkung:
Heute, nach der Wiedervereinigung mit Westdeutschland, ist sie es wieder. Der geschiedene Ehemann muss nicht nur Unterhalt für seine eventuell vorhandenen Kinder sondern auch für seine geschiedene Ehefrau zahlen. Eheverträge, in welchen schon vor der Eheschließung die Abfindungshöhe für die Ehefrau im Fall einer Scheidung festgelegt wird, sind auch bei uns wieder in Mode gekommen
8. Mai - Tag der Befreiung ?
Der Schrecken kam für viele erst nach den Schüssen
Überall sah man in den letzten Wochen medienwirksame Staatsakte und öffentliche Feiern zum "60. Jahrestag der Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus".
Doch was war das für eine Befreiung? War es zunächst überhaupt eine? In meinen Augen ist der Begriff "Befreiung" nicht mit jenem Datum aus dem Jahr 1945 vereinbar.
Passender wäre "60. Jahrestag des Kriegsendes in Europa".
Örtlich begannen nach dem letzten Schusswechsel ganz und gar nicht befreiend wirkende Ereignisse. Das Gelungene ist, dass es die "Nachkriegspropaganda" sehr gut verstanden hat, lokale Schreckensereignisse nach dem Krieg aus Geschichtsbüchern zu tilgen oder sogar so umzuschreiben, dass auch die neueste Nachkriegsgeneration die typisch deutschen Schuld- und Schamgefühle aufweist.
So glauben heute viele Eichsfelder zu wissen, dass die SS, also Deutsche, das Höhendorf Struth vernichtete. Heimathistorikern wie Eduard Fritze sei Dank, dass zumindest dieser Teil der Geschichte korrigiert ist.
Mit der "Befreiung" gingen begrenzte Plünderungen durch Rotarmisten, Polen und anderen einher, als auch der Zwang an Zivilisten, völkerrechtswidrig Blindgänger zu sammeln. Viele befreite Kriegsgefangene, zumeist Osteuropäer, verstanden sich nun als "Ordnungskräfte", was Teile der Bevölkerung zu spüren bekamen.Hungerjahre taten ihr Übriges.
Das Eichsfeld war auch Schauplatz von Kriegsverbrechen, welche der heutigen Öffentlichkeit kaum bekannt sind.
Dazu zählt die Erschießung von sechs Wehrmachtssoldaten am 9. April 1945 bei Reinholterode, nachdem diese sich den Amerikanern bereits ergeben hatten.
Dazu zählt auch das für mich unfassbare Verbrechen der Hinrichtung von sieben Zivilisten am 1. August 1945 in Küllstedt durch die Rote Armee.
Wie viele Bürgermeister, Ortsbauernführer, Mitläufer oder auch nur "Pechvögel" in das bis 1950 (!) rege weiter betriebene KZ Buchenwald oder nach Sibirien gelangten, weiß nur Gott allein.
Damals jubelte bestimmt kaum ein Eichsfelder den Alliierten als Befreier zu. Für viele kam der Schrecken erst nach den Kampfhandlungen.
Man verständige sich hier mit Zeitzeugen, insbesondere mit gebürtigen Schlesiern, Pommern oder Ostpreußen.
Befragungswürdig sind auch Veteranen in Bezug auf die amerikanischen Rheinwiesenlager.
Alle reden gegen das Vergessen und Verdrängen, vernachlässigen dabei aber die rund acht Millionen Toten auf deutscher Seite. Auch ich bin gegen das Vergessen, das Vergessen aller Opfer. Man soll sich aber hierbei bewusst werden: "Der Sieger schreibt die Geschichte. Der Sieger treibt die Gerichte." Mathias Degenhardt, Wüstheuterode, 19.05.2005
12. 08. 1954 - SED Kreisleitung Worbis – Sonderbericht über die Rechenschaftslegung der Volksvertreter
Am Freitag den 06. 08. 54, führte der Volkskammerabgeordnete, Minister Steidle, die Rechenschaftslegung der Regierung in Leinefelde durch. Die Versammlung war im Verhältnis zur Zahl der Einwohner Leinefeldes und unmittelbarer Umgebung nicht gut besucht. Anwesend waren ca. 125 Teilnehmer (Leinefelde hat allein 3000 Einwohner). Die Diskussion trug vorwiegend einen negativen Charakter. Es sprachen 25 Diskussionsredner. Zwei Diskussionsredner versuchten in provokatorischer Weise, den Verlauf der Veranstaltung zu beeinträchtigen. So wurde von einem Diskussionsredner u.a. die Frage gestellt, wieso es käme, dass ein Rentner 60,00 DM bekäme und ein VP-Unteroffizier 700,00 DM verdiene. (1954 betrug die Rente in der DDR 60 Mark monatlich)
Die Antwort des Minister Steidle lautetete: „Da muss ich mich selbst erst einmal erkundigen, wie das kommt!“ Weiter brachte er zum Ausdruck, es wäre seine Aufgabe nicht, über die Gehälter der VP zusprechen. Man kann also feststellen, dass der Minister Steidle es nicht verstanden hat, im Sinne der Regierung die richtige Antwort zu geben. Minister Steidle verstand es gut, alle Wünsche und Anfragen der Bevölkerung auf den Rat des Kreises abzuwälzen. Uns ist nicht ein Fall bekannt, wo der Minister Steidle eine Zusage machte, ein Problem mit lösen zu helfen.
Ein Diskussionsredner brachte sinngemäß zum Ausdruck:
„Es müsse ein neuer Normenschinder herbeigeschafft werden!“
Weiterhin sprach der Bürgermeister über Wohnungsangelegenheiten seiner Gemeinde in einer mehr aufreizenden Art. Es entstand der Eindruck, als wollte er den Rat des Kreises dafür verantwortlich machen. Man kann also von einem Erfolg dieser Veranstaltung nicht sprechen. Es war festzustellen, dass der Minister Steidle es nicht verstanden hat, die Bevölkerung im Sinne der Regierung aufzuklären. Seine wenig positive Haltung und sein nicht gehaltenes Versprechen, sich am nächsten Tag noch im Kreis Worbis aufzuhalten, trugen nicht dazu bei, das Vertrauen der Bevölkerung zu erhalten.
Anmerkung von H. Hucke:
Luitpold Steidle, geb. 1898 in Ulm, studierter Landwirt, wurde 1934 als Reichswehroffizier reaktiviert. 1943 geriet er im Rang eines Obersten bei Stalingrad in sowjetische Kriegsgefangenschaft, wo er Mitbegründer des kommunistisch beeinflussten Bundes Deutscher Offiziere wurde. Nach Kriegsende ging er in die Sowjetzone und wurde als CDU Mitglied Vizepräsident der Deutschen Verwaltung für Land und Forstwirtschaft. Von 1950 bis 1971 war er Abgeordneter der Volkskammer, von 1950 bis 1958 Minister für Gesundheitswesen der DDR. In den Jahren von 1959 bis 1960 wirkte er im Ministerium des Innern der DDR als wissenschaftlicher Berater, unter anderem für Fragen des Luftschutzes. Danach wurde er als Oberbürgermeister der Stadt Weimar eingesetzt, in welchem Amt er bis 1969 wirkte. Steidle verstarb im Jahr 1984. Zum Vergleich zu den 700 Mark des VP-Unteroffiziers und den 60 Mark eines Rentners: 1956 verdienten junge Frauen im VEB Zigarrenfabrik Dingelstädt „Sehr Gute“ 250 bis 300 Mark im Monat. Das war damals ein Spitzenverdienst im Kreis Worbis.
Kultur am Arbeitsplatz
Zeitung „Das Volk“ vom 16.06.1955:
In den Arbeitspausen mit einem kleinen Programm auftreten.
(Auszug) Viel gäbe es noch über die Arbeit der Volkskunstgruppen zu sagen. Obwohl schon seit geraumer Zeit gefordert wird, dass alle Volkskunstgruppen die kleine künstlerische Form, wie Quartette, Sketche, Volkserzählungen und andere solistische Darbietungen, in ihr Repertoire aufnehmen sollen, ist diese „Kleine Form“ in der Volkskunst noch weitgehend unbekannt.
Die Volkskunstgruppen haben es bisher versäumt, mit ihren künstlerischen Darbietungen operativ auf die Steigerung der Produktion, die Erfüllung ihres Produktionsplanes usw. einzuwirken, indem sie z.B. in Arbeitspausen mit einem besonderen kleinen Programm vor den Kollegen aufgetreten sind.
In all diesen Mängeln spiegelt sich aber die Tatsache wieder: Die Freunde werden in ihrer Arbeit schlecht angeleitet und von vielen Funktionären der Partei und Gewerkschaft sogar ignoriert.
Anmerkung: Ein Männergesangverein, welcher nur in seinem Verein abends im Vereinslokal bei einem Glas Bier erhebende Lieder zum Vortrag bringt, ist beim weiteren Aufbau des Sozialismus im Jahre 1955 noch bürgerlicher Unsinn und kann nicht weiter gefördert werden. Anders wäre es natürlich bei einem Betriebschor, welcher teilweise mal schnell zusammengeholt werden kann und mit einem Ständchen die produzierenden Werktätigen an ihrem Arbeitsplatz erfreut, und so operativ und positiv auf die Steigerung der Produktion einwirkt.
Berühmte und bekannte Eichsfelder Landsleute
Bauer Alois Opfermann Dingelstädt
Alois Opfermann wurde 1908 in Dingelstädt geboren. Er war bereits in seiner Jugend tätig in der katholischen Jugendbundarbeit (Quickborn). Er galt auch als Experte der Landwirtschaft. Als CDU Mitglied der Gründerjahre hatte er schon früh Differenzen mit deren CDU-Führung, die ihn veranlassten auszutreten.
Er setzte seine Kräfte für die katholische Landvolkbewegung ein, widersetzte sich der Jugendweihe und förderte 1956 die Männerwallfahrten des Eichsfeldes. 1960 kam es dann zum Konflikt mit den Machthabern, als er sich weigerte, mit seiner Familie in die LPG einzutreten.
Er galt in den Augen der Staatspartei als Rädelsführer staatsfeindlicher Aktionen, und wurde am 13.08.1961 (nach dem Mauerbau) verhaftet und Ende August 1961 in einem Scheinprozess zu Erfurt zu 4 Jahren Zuchthaus verurteilt und sein Besitz in Dingelstädt enteignet. Er musste seine Strafe in Waldheim verbüßen, die Familie wurde in den Kreis Arnstadt umgesiedelt mit Aufenthaltsverbot für den Kreis Worbis.
Nach 3 Jahren Haft wurde Meisterbauer Opfermann vorzeitig entlassen, arbeitete zunächst in den Erfurter Domwerkstätten und dann bei der Aktion Sühnezeichen in Berlin. Später bekam er Arbeit in einem Erfurter Gartenbaubetrieb.
Bauer Alois Opfermann war ein guter Bekannter und Kunde von Bäckermeister Hans Hucke. Wenn er abends, oft schon wenn es dunkel wurde, von der Feldarbeit kam, hat er noch bei uns geklingelt und sein extra für ihn beiseitegelegtes Brot abgeholt. Oft fand dann noch ein Gespräch zwischen ihm und meinem Vater in der Backstube statt.
Seine Tochter Thea Opfermann ging in die gleiche Schulklasse wie Heinrich Hucke. Nach der „Wende“ wurde Alois Opfermann staatlicherseits voll rehabilitiert. Die Familie erhielt ihr Vermögen zurück. Am 24.10.1991 erhielt Alois Opfermann das Verdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland. Alois Opfermann ist Ehrenbürger der Stadt Dingelstädt.
Wie Bauer Opfermann in der DDR systematisch fertig gemacht wurde
Zeitung „Das Volk“ vom 04.08.1961: Vom echten Löffelholz und vom falschen Opfermann (Gekürzter Auszug)
Bauer Alois Opfermann, Dingelstädt :
· Leistet keine genossenschaftliche Arbeit
· Macht Reisen im Kreisgebiet und hält Vorträge um andere Bauern von ihrer genossenschaftlichen Arbeit abzubringen
· Organisiert auch noch solche Treffen und verstößt damit gegen Gesetze der DDR
Wer ist Bauer Opfermann:
· War aktives NSDAP Mitglied
· War Ortsbauernführer der Nazis in Dingelstädt
· Warb Wehrbauern für die Ukraine
· Hat sich nach 1945 in die CDU geschlichen
· Ist aus der CDU wieder ausgeschlossen worden, weil er sich gegen ihre christlich-demokratischen Ziele stellte
Bauer Opfermann soll in der nächsten Versammlung der Nationalen Front am Donnerstag den 10.08.1961 in Dingelstädt zu seinem Verhalten (Alois Bräutigam, 1. Sekretär der SED – Bezirksleitung Erfurt: zur Verlogenheit solcher Opfermänner) Stellung nehmen.
SED Kreisleitung Worbis - Fernschreiben - 11. August 1961
Gestern, am 10. 08. 1961 fand in Dingelstädt ein Einwohnerforum unter Teilnahme von 140 Personen statt. Neben Spitzenfunktionären des Kreises waren unter anderem, auch zwei Genossen vom Rat des Bezirkes erschienen.
Nach dem Referat des 1. Kreissekretärs Genossen Gräf, der sich mit Problemen des Friedensplanes und mit der Lage in Dingelstädt, besonders aber mit dem feindlichen Verhalten des bekannten Einzelbauern Alois Opfermann aus Dingelstädt und mit der feindlichen Einstellung der Frau (….) auseinandersetzte, kam es zu einer guten, kritischen und kämpferischen Diskussion, wobei Opfermann durch das Referat und durch die Diskussion als feindliches Element entlarvt wurde.
Opfermann und Frau (….) waren trotz der Einladung nicht erschienen. Genosse (……….) wird - so wurde im Einwohnerforum bekannt gegeben - einen Artikel veröffentlichen.
SED Kreisleitung Worbis- Bericht - Oktober 1961
In der Gemeinde Dingelstädt wirkte seit langem im negativen Sinne ein Bauer Alois Opfermann, welcher bei der sozialistischen Umgestaltung der Landwirtschaft nicht der LPG beitrat.
Opfermann gehörte früher der CDU an.
Er war von Seiten der katholischen Kirche als Laienprediger eingesetzt und erhielt zu diesem Zweck von Seiten des bischöflichen Kommissariats Erfurt einen PKW zur Verfügung gestellt. Durch seine Tätigkeit und durch das Fahrzeug konnte er einen großen Teil der Bevölkerung des Eichsfeldes aufsuchen. Opfermann versuchte, besonders unter der christlichen Bevölkerung, die Maßnahmen unserer Regierung zu ignorieren und bewegte Vorstandsmitglieder der LPG dazu, ihre Funktionen niederzulegen.
Er wirkte in den Kreisen Worbis und Heiligenstadt. Er trat besonders in Versammlungen der katholischen Kirche und in individuellen Hausbesuchen auf, besonders auch vor der Jugend.
Nach seiner Inhaftierung wurde bei der Haussuchung festgestellt, dass Opfermann nach einem von ihm selbstgefertigten Programm arbeitete, bei welchem das Ziel darin bestand, die Auflösung der LPG.en zu erreichen.
Opfermann wurde von Seiten unserer Justizorgane mit 4 Jahren Zuchthaus und Ausweisung aus dem Kreis Worbis verurteilt.
Es konnte festgestellt werden, dass eine Reihe von Bürgern, besonders auch aus christlichen Kreisen, die Handlung Opfermanns, gegen unseren Staat zu arbeiten, verurteilte.
Dagegen spielt der Bürgermeister Rogge, Dingelstädt, CDU, eine schlechte Rolle. Noch nach der Inhaftierung des O. wurde Verwandten des O. die Einreise in die DDR aus der Westzone ermöglicht.
Im Begründungsschreiben für die Einreisegenehmigung stellte der Bürgermeister Rogge den O. als positiven Menschen unseres Arbeiter- und Bauernstaates dar.
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Am Kesseltreiben gegen Meisterbauer Alois Opfermann beteiligte sich auch in besonderer Weise der damalige Dingelstädter LPG-Vorsitzende, in Dingelstädt genannt „Kleiner Stalin“.
Oben: Familienwappen in Stein gehauen
Unten: Familienwappen als Bild