Inhaltsverzeichnis von Nr. 15:
1. Andreas Huke aus Hüpstedt
2. Familie Hucke / Huke Gronau / Westfalen
3. Wallfahrten sind kein Wirtschaftsfaktor mehr
4. 1911 tropische Hitze im Eichsfeld
5. Liegt der Mittelpunkt Deutschlands im Eichsfeld?
6. Heinrich Hucke im “Who is Who”
Andreas Huke
Arbeitsamtsdirektor, Gewerkschafter und Politiker der Zentrumspartei
Andreas Huke aus Hüpstedt
Mein Vater, Bäckermeister Johannes Wilhelm Hucke, war bis zum Verbot der katholischen Zentrumspartei 1933 durch die Nazis ein aktives Mitglied dieser Partei in Dingelstädt und im Eichsfeld. Als solches war er sehr gut bekannt mit dem in Heiligenstadt wirkenden eichsfeldischen Zentrumspolitiker Andreas Huke aus Hüpstedt.
Wer war Andreas Huke? In der Eichsfelder Heimatzeitschrift Heft 12/2001 ist über ihn zu lesen:
Als ein bescheidener, ehrlicher, vor allem engagierter Eichsfelder bleibt Andreas Huke in Erinnerung. Er wurde 1876 als das älteste von acht Kindern in Hüpstedt / Eichsfeld geboren. Der Ort im damals preußischen Kreis Worbis war eines der typischen Weberdörfer des Eichsfeldes. Während der Schulzeit galt Andreas Huke als sehr guter Schüler, allerdings litt er bereits damals an einem Augenleiden. Aus Geldmangel blieb ihm anschließend nur die Weberlehre.
Danach musste er, wie viele andere Eichsfelder auch, sein Auskommen in der Fremde suchen. So kam er 1895 nach Neumünster in Holstein. Dort trat er in den katholischen Gesellenverein, den Zentralverband Christlicher Textil-Arbeiter Deutschlands und in die Zentrumspartei ein.
1902 heiratete er Wilhelmine Koch; aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor. Aktiv arbeitete er in der Zentrumspartei und der Gewerkschaft mit, sodass einflussreiche Abgeordnete auf ihn aufmerksam wurden und ihn förderten. Unter 164 Bewerbern ausgewählt, trat er 1914 bei der Allgemeinen Ortskrankasse Neumünster an. Zunächst wegen seines Augenleidens vom Wehrdienst im Ersten Weltkrieg verschont, wurde er dann doch 1916 als Landsturmmann eingezogen und vor Verdun verletzt.
Nach Kriegsende setzte er seine Tätigkeit bei der AOK fort. Neue politische Aktivitäten zeigte er als 2. Vorsitzender der Zentrumspartei und einziger katholischer Stadtverordneter von Neumünster. Von der Gewerkschaftszentrale in Düsseldorf ausgewählt, kehrte er 1919 als Geschäftsführer des Zentralverbandes der Christlichen Textilarbeiter Deutschlands ins Eichsfeld, nach Heiligenstadt, zurück.
In Heiligenstadt unterstützte er den Bau des Redemptoristenklosters, das Naherholungswesen und die Errichtung eines Kneippbades. 1925 wurde Andreas Huke „nachrückend“ als Abgeordneter der Zentrumspartei in den Reichstag berufen und wirkte dort bis zum Ende der Legislatur.
1928 wurde er zum Direktor des Heiligenstädter Arbeitsamtes ernannt und setzte sich tatkräftig für die vielen Arbeitslosen in der Zeit der Weltwirtschaftskrise ein. Bereits 1926 dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold (Bündnis zum Schutz der Republik) beigetreten, wurde ihm dies schließlich nach dem Sieg des Zentrums im Eichsfeld während der Reichstagswahlen 1933 zum Verhängnis.
Wenige Tage nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten verlor er Stellung und Einkommen, musste die Wohnung räumen und kam auf die „Schwarze Liste“. Später folgten Drangsalierungen durch die Gestapo, nach dem Hitlerattentat 1944 die Inhaftierung im Heiligenstädter Stadtgefängnis zwecks Überführung ins KZ Buchenwald. Wie durch ein Wunder wurde er drei Tage später entlassen.
Nach 1945 zog sich Andreas Huke altersbedingt und wegen seines Augenleidens in die Privatheit zurück. 1962 starb er in Heiligenstadt. Eine große Trauergemeinde erwies ihm die letzte Ehre.
Bei Wikipedia, der freien Enzyklopädie wird Andreas Huke wie folgt vorgestellt: Andreas Huke
(* 3. Dezember 1876 in Hüpstedt, Kreis Worbis; † 26. Januar 1962 in Heilbad Heiligenstadt) war ein christlicher Gewerkschaftssekretär, deutscher Politiker und MdR (Zentrum). Nach der Volksschule machte Huke eine Weberlehre. 1900 wurde er Meister und arbeitete als Weber. Im Christlichen Textilarbeiter-Verband (CTV) aktiv, bildete er sich 1910 durch volkswirtschaftliche Kurse beim Volksverein für das katholische Deutschland in Mönchengladbach weiter, der in vielen Regionen quasi das Parteigerüst für die katholische Zentrumspartei stellte. Von 1914 bis 1919 war Huke Angestellter bei der Allgemeinen Ortskrankenkasse in Neumünster, unterbrochen durch den Kriegseinsatz. Seit 1919 arbeitete der Gewerkschafter und Zentrumsmann hauptamtlich als Gewerkschaftssekretär für den Christlichen Textilarbeiter-Verband in Heiligenstadt. Huke gehörte 1919 der Stadtverordnetenversammlung in Neumünster und seit 1924 in Heiligenstadt (Eichsfeld) an. Als Nachrücker für den verstorbenen christlichen Gewerkschafter Anton Höfle gehörte Huke vom 18. Februar 1925 bis zum Mai 1928 für den Wahlkreis 12 (Thüringen) dem Reichstag an. 1928-33 war er Direktor des Arbeitsamtes in Heiligenstadt. Durch die Nazis danach beurlaubt, musste er seinen Lebensunterhalt als Zigarrenvertreter bestreiten. Die Gestapo verhaftet ihn 1944. Einer Inhaftierung im KZ Buchenwald soll er durch ein Augenleiden entgangen sein.
https://de.wikipedia.org/wiki/Andreas_Huke
Familie Hucke / Huke in Gronau und Dülmen / Westfalen und Grevesmühlen / West Mecklenburg
Wir dürfen eine neue bisher uns unbekannte Familie willkommen heißen Familie Huke / Gronau / Dülmen - in Westfalen
Es hat sich Anfang Dezember 2012 eine bis dahin uns unbekannte aber mit uns verwandte Familie Huke (Dingelstädter Linie) über ancestry.de bei mir angemeldet.
Es handelt sich um die Familie Peter Huke aus Dülmen, Westfalen. Wir sind bisher immer davon ausgegangen, dass es Huke (ohne c in der Mitte) nur im Kirchworbiser Familienzweig gibt. Jetzt wissen wir, dass es das auch in unserem Familienzweig gibt. Von unserem ersten bekannten Vorfahren Johannes (Großhans) Hucke * 1600 bis Johannes Georg Hucke *10.01.1757 (Bruder unseres Vorfahren) hatte die Familie des Peter Huke die gleichen Vorfahren wie wir.
Antonius Joseph Hucke, Ackersmann, *19.03.1782, das zweite Kind von Johannes Georg Hucke *10.01.1757, begründete dann diesen Familienzweig. Antonius Joseph Hucke heiratete in Dingelstädt Anna Maria Margaretha Hartmann.
Das neunte Kind aus dieser Ehe, Sebastian Hucke, *16.12.1822, heiratete am 15.11.1847 Anna Maria Werkmeister aus Kallmerode. Auszug aus dem Dingelstädter Kirchenbuch: Ehemann: Hucke, Sebastian <2716>, m, Raschmacher; *16.12.1822 ; ~16.12.1822 in Dgst (St.Gertrudis, 1822/087/01, KB); Paten: Hucke, Sebastian. Fam-Daten: Koo 15.11.1847 in Kallmerode (, St.Gertrudis, 1847/017/04, KB). (Verstorben in Barendorf) Ehefrau: Werkmeister, Anna Maria, f; *in Kallmerode. (Verstorben in Gronau)
1. Kind: Hucke, Margarita, f; *19.10.1848 ; ~22.10.1848 in Dgst (St.Gertrudis, 1848/062/06, KB);
Paten: Höllbach, Margarita.
2. Kind: Hucke, Martin, m; *22.08.1850 ; ~22.08.1850 in Dgst (St.Gertrudis, 1850/091/06, KB); Paten: Frankenberg, Martin. (Dachdeckermeister, verstorben in Gronau / Westfalen)
3. Kind: Hucke, Dorothea, f; *02.03.1853 ; ~03.03.1853 in Dgst (St.Gertrudis, 1853/123/04, KB); Paten: Herold, Dorothea.
4. Kind: Hucke, Johannes Franz, m; *03.12.1856 ; ~04.12.1856 in Dgst (St.Gertrudis, 1856/028/06, KB); Paten: Hucke, Johannes. (Anm.. im Kirchenbuch sind beide als Huke eingetragen)
5. Kind: Hucke, Elisabeth, f; *18.04.1859 ; ~19.04.1859 in Dgst (St.Gertrudis, 1859/079/08, KB); Paten: Ifland, Elisabeth.
6. Kind: Hucke, Andreas Bonifaz, m; *05.06.1861 ; ~05.06.1861 in Dgst (St.Gertrudis, 1861/117/06, KB); Paten: Heinebrot, Andreas.
7. Kind: Hucke, Mathilde, f; *29.08.1863 ; ~30.08.1863 in Dgst (St.Gertrudis, 1863/156/07, KB); Paten: Engelhard, Mathilde.
8. Kind: Hucke, Carl Andreas, m; *30.11.1866 ; ~01.12.1866 in Dgst (St.Gertrudis, 1866/205/01, KB); Paten: Große, Carl. (Dachdeckermeister, verstorben in Gronau / Westfalen)
Familiengeschichte der Familie Huke in Gronau und Hucke in Grevesmühlen
Der in Dingelstädt am 16.12.1822 geborene und dort wohnende Krankenwärter Sebastian Hucke zog mit seiner Ehefrau Anna Maria, geb. Werkmeister, und acht in Dingelstädt geborenen Kindern von Dingelstädt nach Barendorf (Landkreis Lüneburg).
Barendorf war zu dieser Zeit ein kleines Bauerndorf mit einem Gut und mehreren kleinen Bauernhöfen. Möglicherweise (?) hat Sebastian Hucke hier auf dem Gut eine Anstellung als Krankenpfleger erhalten. Sebastian Hucke verstarb in Barendorf. Ca. 9 km von Grevesmühlen entfernt gibt es noch ein zweites Barendorf.
Diese Mini-Siedlung Barendorf (2009: 76 Einwohner) ist heute Stadtteil von Grevesmühlen. Dieses Barendorf scheidet aber wohl aus. Sebastian Huckes Sohn, Carl Andreas Hucke, * 30.11.1866 in Dingelstädt, erlernte noch vor dem Tod seines Vaters, in Gronau bei seinem schon dort wohnenden älteren Bruder Martin Hucke *22.08.1850, das Dachdeckerhandwerk und wohnte beim Tod seines Vaters in Barendorf, bereits in Gronau. Die nunmehr Witwe Anna Maria Hucke, geb. Werkmeister zog mit ihren Kindern Johannes (*03.12.1856) Andreas (*04.06.1860) und Mathilde (*29.08.1863) von Barendorf zu ihren in Gronau lebenden zwei Söhnen, den Dachdeckern Martin und Carl Andreas Hucke.
In Barendorf blieben die Töchter Margaretha (*19.10.1848) Dorothea (*02.03.1853) und Elisabeth (*18.04.1859) zurück. Es ist anzunehmen, dass diese drei Töchter sich in Barendorf oder Umgebung verheiratet haben.
Familienzweig Carl Andreas Hucke *30.11.1866:
Carl Andreas Hucke eröffnete als Dachdeckermeister am 01.05.1897 einen eigenen Handwerksbetrieb und heiratete am 13.06.1898 Gerharda Gesina Prein (*17.08.1864, + 22.10.1910) aus Gronau. Die Familie Prein stammte ursprünglich aus Österreich, ein Teil der Familie flüchtete aus politischen Gründen nach Holland und kam später nach Gronau. Aus der Ehe mit Gerharda Gesina Prein stammen die in Gronau geborenen Kinder:
· Carl Martin Hucke (*30.10.1898 +12.11.1898) · Johann Hermann Hucke (*15.04.1900, + 26.09.1925)
· Martin Johann Theodor Hucke (*27.05.1901) wohnhaft in Grevesmühlen (Mecklenburg-Vorpommern). Dessen Nachkommen Karl-Heinz Hucke und Karl-Dieter Hucke haben die Namensumwandlung von Hucke zu Huke nicht vollzogen.
· Therese Antonia Hucke (*12.01.1904) verheiratet in Allendorf.
· Gerhard Andreas Hucke (*10.11.1905, +17.07.1930)
· Karl Anton Joseph Hucke (*21.12.1906 + 26.11.1989) Nachdem Carl Andreas Hucke am 22.10.1910 Witwer geworden war, heiratete er am 17.11.1913 in zweiter Ehe Maria Anna Heuer. In dieser zweiten Ehe wurde Johanna Bernhardina Hucke (*20.04.1914 +10.10.1914) geboren.
Aus Hucke wurde Huke
Interessant ist, dass im Familienstammbuch dieser zweiten Ehe (1913 / 1914) Carl Andreas Hucke und seine Tochter Johanna Bernhardina noch als Hucke geschrieben wird (und nicht als Huke) und dies standesamtlich beglaubigt wird, während im Ahnenpass (Ariernachweis) seines Sohnes Karl Anton Joseph Hucke, *21.12.1906, die gesamte Familie, als Huke genannt wird und dies ebenfalls durch einen Standesbeamten beglaubigt wird. Der Ahnenpass (Ariernachweis) wurde am 10.10.1939 durch das Standesamt Gronau erstellt und beglaubigt. Die Änderung des Familiennamens von Hucke zu Huke muss demzufolge nach 1914 erfolgt sein.
In seiner Niederschrift zur Familiengeschichte vom 31.10.1937 bezeichnet Dachdeckermeister Karl Anton Joseph Huke (geb. Hucke) sich selbst und seine Familie als Huke. Wie es aber dazu kam, wird nirgendwo erwähnt. Karl Anton Joseph Huke (geb. Hucke) heiratete am 05.05.1943 die Buchhalterin Johanna Schmitz (*02.04.1907 in Duisburg). Aus der Ehe gingen die drei Kinder:
· Carl-Josef Huke (*23.05.1945) Seine Nachkommen sind Peter Huke und Carl Frank Huke.
· Günther Cornelius Huke (*08.06.1946) Seine Nachkommen sind Michael Huke und Günther Huke
· Sigrid Maria Huke (*30.01.1948), hervor.
Der Familienzweig des Carl-Josef Huke (*1945) wird durch Peter Huke *21.08.1973 wohnhaft in 48249 Dülmen (Westfalen, bei Münster), Alter Ostdamm 50, Mail: huke@gmx.de und seinen Bruder Peter Huke weitergeführt. Peter Huke ist bei Ancestry seit 07.12.2012 als peterh2_ registriert und ich habe ihm bei unserem Familienstammbaum die Rechte eines Editors erteilt. Der Bruder von Carl-Josef Huke, Günter Cornelius Huke, hat die beiden Söhne Michael und Günther Huke. Ebenfalls alle in Gronau wohnend.
Familienzweig Martin Hucke (*1850 +1913): Der ebenfalls in Gronau ansässige Dachdeckermeister Martin Hucke hatte den Sohn Carl Hucke, welcher wiederum den Sohn Josef Hucke (*1930) hatte. Auch bei Josef Hucke änderte sich der Nachname von Hucke zu Huke. Er hat die Söhne Aloys Huke, Josef Huke und Alfred Huke, welche ebenfalls heute in Gronau leben.
Wallfahrten sind auch im Wallfahrtsland Eichsfeld heute kein Wirtschaftsfaktor mehr
Der Hülfensberg gilt als weithin bekannter Wallfahrtsort.
Der heilige Berg der Eichsfelder zieht jedes Jahr tausende Pilger an. Doch während in vergangenen Jahrhunderten in den umliegenden Orten Gasthöfe und Händler davon profitierten, sind heutzutage kaum noch wirtschaftliche Auswirkungen spürbar. Viele hundert Pilger werden jährlich immer noch zu Wallfahrten auf dem Hülfensberg erwartet. Zu den vier großen Wallfahrten, die auf den heiligen Berg der Eichsfelder führen gehören die Michaelswallfahrt am letzten Sonntag im September, die Bittwallfahrt am Sonntag vor Christi Himmelfahrt, die Hauptwallfahrt "Dreifaltigkeit" am Sonntag nach Pfingsten und die Johanneswallfahrt im Juni. 1845 berichtete der über das Eichsfeld schreibende Carl Duval davon, dass in den umliegenden Orten bis hin nach Ershausen und Martinfeld wegen der Pilgerscharen kaum ein Plätzchen in den Gasthäusern zu bekommen war. Die Menschen übernachteten dicht gedrängt in Sälen, um am nächsten Tag auf den Hülfensberg zu wallfahren.
"Kaum grauete der Morgen, so erhoben sich rings im Saale die Schläfer und auch ich entstieg meinem Bette. Nach eingenommenen Kaffee wanderte ich aus, drängte mich durch die trotz des erst noch dämmernden Tages bereits belebten Gassen von Geismar und langte nach wenigen Augenblicken am Fuße des Berges an. Hier stehen Buden mit Rosenkränzen, Heiligenbildern, Gesang- und Gebetbüchern und dergleichen mehr und die Wallfahrer sind geschäftig, hier allerlei einzukaufen . . .", schreibt Duval.
Das lässt sich mit heute nicht mehr vergleichen. Offenbar ging mit der (Auto)Mobilität der Menschen auch der Wirtschaftsfaktor Wallfahrt verloren. Die Geschäftsleute in den Orten rund um den Berg spüren wirtschaftlich nichts. Es ist nicht so wie früher, dass die Wallfahrer hier einkehren und noch was einkaufen. Die gastronomische Infrastruktur in den umliegenden Dörfern ist entsprechend ausgeprägt. Auf die Frage, wo es sich z.B. in Geismar zum Mittagessen einkehren lässt, gibt es nur Schulterzucken. Einen Wirtschaftsfaktor Wallfahrt für die vier um den Hülfensberg liegenden Orte Geismar, Großtöpfer, Bebendorf und Döringsdorf kann man nicht mehr erkennen. Übernachtungen gibt es nicht mehr. So gibt es auch keine Belebung der Gastronomie in den Orten.
Bis Anfang der sechziger (DDR)- Jahre säumten aber noch Buden und Verkaufsstände den Weg der Wallfahrer hinauf zum Hülfensberg. Als die Wallfahrtsstätte im Todesstreifen der Grenze lag, hörte auch das auf.
Nach Recherchen des Heiligenstädter Historikers Thomas T. Müller erzielte im Mittelalter ein Pfarrer auf dem Hülfensberg, der nur zu einem Drittel an Spenden und dem Erlös von Bier- und Speisenverkauf beteiligt war, so viel aus den Wallfahrtseinnahmen, dass er eine Kirche in Erfurt bauen konnte. Von den heutigen Einnahmen lassen sich nicht einmal die Erhaltungskosten der Wallfahrtsstätte bestreiten. Nicht umsonst hat sich ein Förderkreis gegründet, der das Geld für Erhalt und Sanierung der Gebäude aufbringt. Die Bewirtschaftung rings um die Wallfahrten auf dem Berg hält sich in Grenzen. Zwei Stände öffnen dann. Den einen betreibt eine Metzgerei aus Lengenfeld/Stein, den anderen die Gastwirtschaft in Bebendorf.
Bei den größeren Wallfahrten kommen Verkaufsstände hinzu. Die Franziskaner selbst verkaufen Kerzen und Ansichts-Karten. In Döringsdorf wirbt ein Schild über einem Wegweiser zur Wallfahrtsstätte Hülfensberg für eine Ferienwohnung. Auch das ein Versuch in Sachen Wirtschaftsfaktor. Denn touristisch gilt der Hülfensberg als überregional bedeutsam im Wallfahrtsland Eichsfeld.
1911 tropische Hitze im Eichsfeld
"Bratäpfel frisch vom Baum gibt es ... auch auf dem Eichsfelde.
„Im Garten des Lehrerinnenseminars zu Dingelstädt wurden mehrere Aepfel gepflückt, die an der Sonnenseite regelrecht gebraten sind..."
Was im "Eichsfelder Anzeiger" am 3. August 1911 unter "Kurioses" hätte stehen können, findet sich unter den Nachrichten mit an oberster Stelle. Der Grund: Vor 100 Jahren bereitete eine tropische Hitze im Eichsfeld, in Deutschland und Europa große Sorgen.
Beträchtliche Ernteausfälle, Futternot und daher starke Teuerungen bei Getreide und Fleisch brachten die Menschen an den Rand einer Hungersnot.
Befürchtungen dieser Art werden im "Anzeiger" zwar zurückgewiesen. Aber nach den Erzählungen bereits verstorbener Eichsfelder war man nicht weit davon entfernt.
Arno Waldmann in Kirchgandern hat seinen Vater August, 1911 acht Jahre alt, und seine Tante Luise, damals ein Kind von sieben Jahren, davon berichten hören nicht nur einmal. Auf den Feldern sei kaum etwas gewachsen. Als Futter für das Vieh habe im Wald gesammeltes Laub dienen müssen. Viele Waldbrände und wenig zu essen. Das Erzählte hat Arno Waldmann für die Nachwelt bewahrt.
Die Zeitungen belegen die Erinnerungen. "Trübe Ernteaussichten" titelt am 5. August der "Anzeiger", der gleichzeitig als "Worbiser Zeitung und Kreisblatt" erschien. Das Getreide sei vielfach zur Notreife gelangt. Sein Preis würde "mit Sicherheit" einen "besorgniserregenden Hochstand" annehmen. Weil gleichzeitig die Maul-und Klauenseuche in Deutschland wütete, sah man "die Fleischversorgung des Volkes ernstlich gefährdet". Die Teuerung werde wohl "alle vorausgegangenen Teuerungsperioden übersteigen". Nach dem trockensten Frühjahr seit 18 Jahren, wie die Zeitung am 11. Juni 1911 vermeldet, lechzen die Äcker, Wiesen und Gärten nach Regen. "Viele Getreidefelder nehmen unter dem Einfluss der Sonnenglut bereits eine gelbe Färbung an", heißt es. Hafer und Weizen seien sehr klein im Halme geblieben, die Klee- und Grummeternte sei vielfach fast ganz ausgeblieben.
"Voraussichtlich wird innerhalb einiger Wochen die Ernte beendet sein", orakelt der "Anzeiger" am 1. August. Ein Ende der Hitze ist nicht abzusehen. Die Hundstage (23. Juli bis 23. August) haben kaum begonnen, und schon fällt das Laub von den Bäumen. Ein Phänomen, über das der "Anzeiger" am 1. August berichtet. Gegen die Futternot erlässt der Heiligenstädter Landrat eine Bekanntmachung: Den Landwirten empfiehlt er dringend sparsamen Umgang mit dem Futter. Das Vieh solle aber "nicht billig verschleudert" werden. Für die Streu sei Laub, Heide- oder Kartoffelkraut zu verwenden, um das Stroh als Futter nutzen zu können.
Die sorgenvolle Zeit lässt den Eichsfeldern die Lust am Feiern vergehen. In etlichen Orten wird "wegen der Mißernte von einer Feier des Ernte- oder Kirchweihfestes abgesehen", heißt es am 12. September im "Anzeiger". Vielerorts herrscht Wassernot. In Kaisershagen seien die Brunnen fast ausgetrocknet, "es können nur alle 8 - 10 Tage an eine Familie zwei Eimer Trinkwasser verabreicht werden.
Wer sein Wasser nicht mit Geschirr aus der Unstrut holen kann, ist in arger Verlegenheit". Ein Hitzschlag ist keine Seltenheit und findet gewissenhaft Aufnahme in die Nachrichtenspalten. So erfahren die Leser vom Tod der 45 Jahre alten Witwe Finkelmeyer am 10. August beim Strohabladen. "Die Frau starb, ehe der Arzt eintraf."
Liegt der Mittelpunkt Deutschlands im Eichsfeld?
Als Mittelpunkt Deutschlands wird ein Ort bezeichnet, der – nach unterschiedlichen Methoden bestimmt – in der Mitte von Deutschland liegt. Eine der möglichen Methoden berechnet beispielsweise den Schwerpunkt eines zweidimensionalen Landkarten-Modells. Der Mittelpunkt eines von Breiten- und Längengraden begrenzten Gebietes ist Niederdorla unweit des Eichsfelde.
Passt man die Grenzen Deutschlands in ein Gebiet zwischen den jeweils äußersten Breiten- und Längengraden ein, so liegt der Mittelpunkt in der Gemeinde Niederdorla (Gemeinde Vogtei, Unstrut-Hainich-Kreis in Thüringen) etwa 500 m nördlich des Kernorts Niederdorla und etwa 1.000 m östlich des ehemaligen Bahnhofs vom Ortsteil Oberdorla bei ♁51° 9′ 48″ N, 10° 26′ 52″ O.
Dieser Mittelpunkt hat als Koordinaten die Mittelwerte der Koordinaten des nördlichsten und südlichsten, sowie des östlichsten und westlichsten Punktes. An dieser Stelle wurde neben einer Linde auf einem markanten Stein eine Informationstafel über diesen Mittelpunkt Deutschlands angebracht.
Mühlhausen liegt nur fünf Kilometer nördlich und 7 ist damit die zentralste Stadt und Erfurt (45,50 km; südöstlich), Göttingen (54,00 km; nord-nordwestlich) und Kassel (67,50 km; nordwestlich) sind die drei Großstädte, die dem geographischen Mittelpunkt der Bundesrepublik Deutschland am nächsten liegen (alle Entfernungen per Luftlinie).
Von Niederdorla nach Dingelstädt / Eichsfeld sind es per Straße nur 25 km oder 29 Minuten Autofahrt. Allerdings beansprucht das Eichsfeld auch zwei Mittelpunkte Deutschlands für sich.
Minimaler Abstand zur Staatsgrenze
Dieser Mittelpunkt stellt den Punkt dar, für den die Summe der Entfernungen zu gleichmäßig verteilten Punkten auf der Staatsgrenze am kleinsten ist. Er liegt in Heiligenstadt-Flinsberg (Landkreis Eichsfeld, Thüringen).
An dieser Stelle wurde neben einer Eiche auf einem markanten Stein eine Informationstafel über diesen Mittelpunkt Deutschlands angebracht. Flinsberg, eine der zwei Mittelpunkt-Ortschaften im Landkreis Eichsfeld.
Jens Levenhagen von der Fachschaft "Geodäsie" der Uni Bonn stieß in einer Fachzeitschrift auf das Problem des Mittelpunktes Deutschland´s. Ihm waren die geschilderten Methoden zu ungenau und so betrieb er eine mathematische Bestimmung.
Am 25.06.1991 konnte er Flinsberg (Ortsteil des Heilbades Heiligenstadt) als Mittelpunkt Deutschlands ermitteln. Besonderst erfreut waren die Stadtväter des Heilbades Heiligenstadt, daß sie als Kreisstadt des Eichsfeldes dem ausgeprägten Kur- und Tourismusgewerbe eine weitere Attraktion hinzufügen konnten.
Am 04.04.1997 wurde neben der Errichtung eines Gedenksteines auch eine 18jährige Stieleiche gepflanzt.
Silberhausen, ein Ortsteil der Verwaltungsgemeinschaft Dingelstädt im Eichsfeld.
Ein alter Praktiker, der Lehrobermeister i.R. Norbert Glöckner aus Gera, ermittelte im Dezember 1996 die Gemeinde Silberhausen als weiteren Mittelpunkt Deutschlands. Animiert von einem Sendebeitrag des Mitteldeutschen Rundfunks führte er eine experimentelle Bestimmung des physikalischen Schwerpunktes durch. So "balanciert das deutsche Staatsgebiet" auf einer Nadel, deren Spitze exakt auf Silberhausen im Eichsfeldkreis zeigt. Als einzige Ortschaft hat Silberhausen noch keinen symbolischen Platz (Steintafel, Baum usw.) für den berechneten Mittelpunkt eingerichtet.
Zu den verschiedenen Mittelpunkten Deutschlands gibt es eine eigene Homepage:
http://www.mittelpunkt-deutschlands.de/b4/index.htm
Flinsberg - ein geographisch wichtiges Dorf
http://www.youtube.com/watch?v=bffMXWegg9Y
Heinrich Hucke im “Who is Who”
http://www.whoiswho-verlag.de/
Ich erhielt im Juli 2008 einen Anruf aus Berlin. "Guten Tag, hier ist die deutsche Redaktion des Who is Who." Die freundliche Dame am anderen Ende der Leitung kommt schnell zur Sache. "Sie, Herr Hucke, sollen in die neue Ausgabe aufgenommen werden. Herzlichen Glückwunsch". Ob der Besuch einer ihrer Redakteure willkommen sei?
Die Dame am Telefon war auf meine Fragen anscheinend gut vorbereitet. "Uns liegt eine Empfehlung vor - vom wem darf ich Ihnen allerdings nicht sagen…" Irgendjemand hatte mich also vorgeschlagen für die Aufnahme ins „Who is Who“. Es sollte mich nichts kosten. Deshalb war es mir egal und ich ließ mich zu einer Zusage verleiten. Im Internet fand ich dann später: Who is Who ist ein Abklatsch des ursprünglichen Who's Who.
Mit einem Eintrag in ein Personenlexikon gibt ein Verlag Hinz und Kunz das Gefühl, prominent und bedeutend zu sein - zum Ärger der Herausgeber des "Who’s Who". Das "Who’s Who"!
Wer drin steht, zählt zur Elite. Das zumindest suggerieren kiloschwere Wälzer in den Bibliotheken. Bei Google fand ich mit dem Suchwort "who’s who" auf Anhieb eine Liste international bedeutender Persönlichkeiten aus Geschichte und Gegenwart. Helmut Schmidt und Niki Lauda beispielsweise. Oder Bundestrainer Joachim Löw, der das Ranking der am häufigsten aufgerufenen Biografien anführt. Mittelständler und gewöhnliche Rentner sind in der Online-Ausgabe des "Who’s who" natürlich nicht zu finden, abgesehen von einschlägig bekannten Fernsehgesichtern.
Warum also der Anruf bei mir?
Das Interview von Who is Who mit mir fand dann am 24.07.2008 in meinem Haus in Wingerode statt. Interviewer war lt. überreichter Visitenkarte in Golddruck ein Herr Gerd Jäger aus Berlin. Der kam im dunklen Anzug mit Krawatte auf weißem Hemd und sah aus wie ein Kundenberater der Deutschen Bank. Bei sich trug er einen großen Pilotenkoffer mit Vorzeigebüchern. Zu Anfang zeigte mir Herr Jäger aus seinem schweren Koffer erst einmal ein in blaues Leder gebundenes Buch mit dem respektheischenden Untertitel "Supplementwerk der biografischen Enzyklopädie führender Frauen und Männer Deutschlands".
Fast zwei Kilo wiegt Band "A-Lai". Ebenso viel bringt der zweite Band "Lak-Z" auf die Waage. Das Gesamtwerk füllt im Buchregal eine Lücke von mindestens fünf Mankell-Krimis. "Insgesamt 5877 Seiten", sagt Herr Jäger stolz und strahlt. "Macht sich sehr gut in jeder Hausbibliothek." Ehre, wem Ehre gebührt: Beim Blättern im Vorzeigeband fand ich auch ein Foto unserer Bundeskanzlerin. Herr Jäger frug zunächst nach Ausbildung, wichtige Vorfahren, Ehrungen und Publikationen.
Nachweise verlangt er nicht. Die Aufnahme im "Who is Who" werde, so ist in den Werbeunterlagen zu lesen, "weltweit als eine der größten und erstrebenswertesten Auszeichnungen gehandelt". Herr Jäger schrieb sich dann meinen Lebenslauf in kurzen Stichpunkten auf. Am Ende seiner Befragung machte er mir ein Angebot. Der Eintrag ins Lexikon der Eitelkeiten ist zwar kostenfrei, für eine Fotoveröffentlichung müssen die Inserenten jedoch einen Druckkostenzuschuss von 153 Euro berappen.
Aber was ist der Eintrag ins "Who is Who" ohne ein solides Exemplar zum Vorzeigen? Das kann teuer werden: Das billigste Exemplar gibt es zum "Interviewsonderpreis" für 425 Euro".
Die Echtlederausgabe mit Goldschnitt und Namensprägung kostet stattliche 674 Euro bei Vorkasse. Eine Urkunde über die Aufnahme ins Buch kostet dann noch einmal 69,00 €. Ich habe tunlichst weder das eine noch das andere bestellt und ließ mich in keiner Weise erweichen.
Die Textansicht kam dann am 19.12.2008 per Post. Falls ich keine Änderungen geltend mache, gilt der Text als von mir genehmigte Eintragung. Am 14.07. 2011 erhielt ich ein Schreiben von WHO IS WHO mit der Bitte meine Angaben bis zum 31.07.2011 zu korrigieren. Im Internet ist die Eintragung auch heute noch nachzulesen:
http://www.whoiswho-verlag.de/ Login: DE1501166 Passwort: 11219b45
Herzlich willkommen, Herr Hucke! So präsentieren Sie sich derzeit der Who is Who-Gemeinschaft, Ihrem Netzwerk für berufliche und private Kontakte:
Hucke Heinrich
B.: Rentner.
· PA.: 37327 Wingerode, Hauptstr. 131.
· G.: Dingelstädt, 29. Juni 1946.
· S.: 1963-66 Ausbildung zum Elektromonteur m. Abschluss.
· K.: 1966-81 Berufssoldat in d. NVA,
· 1981-82 Brandschutzinspektor in Worbis in Einzelhandelsbetrieb HO,
· 1982-91 Sicherheitsinspektor im gleichen Betrieb,
· 1991-92 Qualifizierungsbeauftragter d. Treuhandanstalt bei d. Gewerkschaft Mühlhausen,
· 1992-94 Gewerkschaftssekretär f. d. Bereich Einzelhandel bei d. HBV, 1994-95 freiberufl. mit Werkvertrag auf d. Gebiet d. Marktforschung f. d. Struktur- u. Technologie- beratungsagentur in Thüringen/Sitz 9 Erfurt,
· 1994-97 freiberufl. als Beratungsstellenltr. Lohnsteuerhilfevereins Cottbus,
· 1996-97 Sachbearbeiter/Koordinator f. ABM,
· 1997-99 Mithilfe im PC-Einzelhandel d. Sohnes,
· 1999-2000 berufl. Zusatzqualifizierung Weiterbildung zum Vertrieb- u. Projektassistenten bei d. Akademie f. Wirtschaft u. Technologie Dr. Köllner GmbH/Leinefelde,
· 2001-2002 Sachbearbeiter in d. Berufs- u. Weiterbildungs GmbH in Uder,
· 2002- 2004 erwerbslos,
· 2004-2007 Zentralist bei d. Wachdienstfirma DWS Leinefelde,
· ab 2007 Rentner im Ruhestand.
· P.: 2008 Publikation in d. VZE m. d. Thema 100 Jahre Vogelschutzwarte Seebach in Thüringen.
· M.: 1981-89 Mtgl. im VKSK (Verband d. Kleingärtner, Siedler u. Kleintierzüchter, spez. Zuchtgemeinschaft Kanarien, seit 1990 Deutscher Kanarienzüchter Verband, hier lange als Schriftführer, gleichzeitig Internet-Beauftragter, seit 2007 Mtgl. im VZE, 1998 Grdg. d. IGT (Interessensgemeinschaft d. Gesangskanarienzüchter Thüringen).
· H.: Genealogie, Zucht d. Gesangskanarien Harzer Roller, Philatelie m. Vogelmotiven, Angeln, Aquaristik, Erstellung von Homepages.
· Spr.: Deutsch, Russisch, Englisch.
■ Veröffentlicht in: Hall of Fame - Who is Who in Deutschland Stand vom: 24.07.2008
Ich hatte allerdings angegeben, dass ich nur Schulkenntnisse in Russisch habe und Englisch überhaupt nicht gelernt hatte. Jetzt steht dort: Sprachen: Deutsch, Russisch, Englisch. Es ist eine gerissene Geschäftsstrategie Die Geschäfte mit der Eitelkeit laufen glänzend, auch weil viele Kunden Hübners "Who is Who" mit dem bekannten Original verwechseln. Und das ist vielleicht auch Teil einer gerissenen Geschäftsstrategie. Wer möchte sich schon die Chance einer Aufnahme in das renommierte Personenlexikon entgehen lassen. Zumal der Eintrag in "Hübners Who is Who" völlig kostenlos erfolgt. Der Name "Who is Who" öffnet anscheinend Tür und Tor. Handwerker, Geschäftsleute und andere Selbständige werben auf ihren Internetseiten damit, dass sie mit dem Eintrag "in die weltweite Personenenzyklopädie“ berufen wurden. Sie hoffen, dass ihnen der Eintrag in das blaue Buch neue Kunden bringt. Das erwarten anscheinend auch die vielen Finanzmakler, Heilpraktiker, Fachanwälte und Einkaufsleiter, die im Umfeld prominenter Sportler, Schauspieler oder Politiker ein wenig glänzen wollen. Über Google ist Weiteres zu erfahren.
Für den in Österreich lebenden Verleger Ralph Hübner ist das Druckwerk ein gutes Geschäft. Seit 1997 erscheint sein Sammelsurium der Eitelkeiten. Über Auflagen und Umsatzzahlen der "Who is Who"-Produkte hüllt man sich in der Wiener Verlagszentrale in Schweigen. Doch die Nachfrage ist offenbar groß. In sechs osteuropäischen Ländern sowie in Griechenland und der Türkei hat Hübner bereits Niederlassungen per Franchisesystem gegründet. Künftige Mitarbeiter lockt er mit einem leistungsabhängigen Verdienst von knapp 4200 Euro pro Monat. Vertriebsmitarbeiter sollen den Kunden vor allem "die Vorteile eines Portraitfotos neben seiner Biografie" erläutern und anschließend ein Werk zum Kauf anbieten.
Die Stiftung Warentest kritisierte schon 2002 das Geschäftsgebaren des Verlegers: "Er rechnet mit der Eitelkeit der Menschen", meinten die Verbraucherschützer, die auch aus einem internen Rundschreiben des Verlags an seine Vertriebsmitarbeiter zitierten. Im Zustand des Stolzes, heißt es darin, "ordert man natürlich wesentlich bereitwilliger als sonst ein Werk, ohne vorher nachzudenken, was der Erwerb eines solchen Werkes bringt. Manchmal sogar ziemlich viel Ärger“. Beim deutschen „Wer ist wer“ handelt es sich um die deutsche Entsprechung des englischen Who’s Who. http://de.wikipedia.org/wiki/Wer_ist_wer%3F
Übrigens: Diese Firma existiert im Jahr 2024 immer noch. Das war eine prima Geschäftsidee.
Oben: Familienwappen in Stein gehauen
Unten: Familienwappen als Bild