HO Tagebuch Aufzeichnungen:

 

Volkseigener Einzelhandelsbetrieb (HO) - Worbis, Sitz Leinefelde, Stammweg 1

 

Sicherheits- und Brandschutzinspektor Heinrich Hucke

 

01. 12. 1981

Bei der HO Worbis, Sitz Leinefelde, in der Verwaltung, Stammweg 1 als Brandschutzinspektor die Arbeit aufgenommen.

Die Unterbringung erfolgte in der AWU (Arbeiterwohnunterkunft) des Zementwerkes Deuna, in Leinefelde, Wilhelm-Pieck-Straße. Ab dem ersten Tag wurde ich auch Mitglied im FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund) und der DSF (Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft).  Das hat sich damals so gehört, ich bin ja in ein fest gefügtes, mehrfach ausgezeichnetes Kollektiv (Titel: „Kollektiv der Sozialistischen Arbeit“) gekommen. Mein unmittelbarer Vorgesetzter war der HO Direktor Hans-Werner Wagner, Mitglied der SED Kreisleitung, dem ich direkt unterstand.

01.03. - 11. 03 1982

Teilnahme an einem Lehrgang für Brandschutzinspektoren und Sicherheitsinspektoren an der Betriebsakademie der HO Bezirksdirektion in Luisenthal (bei Gotha).

04. 05. 1982

Berufung durch den Direktor in den Stab der ZV (Zivilverteidigung) des Betriebes. Ich bin Verantwortlicher für die Planung, Koordinierung und Kontrolle.

14. 05. 1982

Eingabe an den Ministerrat der DDR wegen Zuteilung einer Wohnung.

Meine Familie hat immer noch in Bad Salzungen gewohnt

04. 06. 1982

Wegen der Eingabe findet in meinem Büro bei der HO  eine Aussprache mit einem Hr. Fischer vom Rat des Kreises Worbis Abt. Wohnungswesen statt. Der Rat der Stadt Leinefelde hat jetzt zugesichert, dass ich eine große Dreiraumwohnung erhalte.

06. 07. 1982

Schlüsselübergabe der KWV (Kommunale Wohnungsverwaltung) für die neue Wohnung

16. 07. 1982

Umzug von Bad Salzungen nach Leinefelde mit einem Möbeltransport der HO, weil ich unmittelbar nach dem Umzug zum Pioniertreffen nach Dresden delegiert wurde.

20.07. - 28.08. 1982

40 Einsatztage zum Pioniertreffen in Dresden. Unterbringung in einem neu erbauten Studentenwohnheim (Hochhaus) , Kein Wochenende frei. Ehefrau Irena und Sohn Martin haben mich an einem Wochenende in Dresden besucht und in der Studentenwohnung bei mir übernachtet. Zusammen haben wir eine Dampferfahrt auf der Elbe zum Schloss Pillnitz gemacht. In Dresden hatte ich mit Überstunden 1.539,55 Mark dazuverdient

01. 10. 1982

Einsatz in die Funktion des Sicherheitsinspektors

04.04. - 15.04.

1983

Theoretischer Lehrgang für die Fahrschule beim VEB Kraftverkehr in Leinefelde. Dafür hatte ich bereits 5 Jahre vorher in Bad Salzungen beim dortigen VEB Kraftverkehr angemeldet. Die Anmeldezeiten wurden in Leinefelde übernommen.

22. 04. 1983

Schriftliche Prüfung Fahrschullehrgang , 0 Fehler Punkte

27.06. - 04.08. 1983

39 Einsatztage  zum Turn -und Sportfest der DDR in Leipzig, ich habe diesmal einen Samstag freibekommen (Rückfahrt Sonntag früh). mit Überstunden habe ich 2.429,50 Mark dazu verdient.

16.04. 1984

Nachdem ich einen Antrag für den Besuchsweisen Aufenthalt  bei meiner Mutter  In der BRD gestellt hatte (zu ihrem 75. Geburtstag am 08. 02. 1984), erhielt ich neben der Ablehnung auch postwendend eine Vorladung zu einer Nachmusterung beim Wehrkreiskommando, welche dann am 16.04.1984 stattfand.

26. 04. 1984

Einsatz als „Ehrenamtlicher Arbeiterkontrolleur“ im HO Kreisbetrieb. Es ging dabei um vorbeugende Kontrollen in den HO Gaststätten und den HO Verkaufsstellen und Kaufhallen, um Inventurminusergebnissen vorzubeugen.

17.10.1984

Beginn der praktischen Fahrausbildung nach mehr als einem Jahr Pause nach bestandener theoretischer Fahrprüfung.

25.10.1984

Praktische Fahrprüfung erfolgreich bestanden.

Danach von 1985 bis 1989 ständige Teilnahme an den Verkehrsteilnehmerschulungen im Betrieb. Diese wurden vom Fuhrparkleiter Hans Hütcher organisiert und von der Verkehrspolizei (Stempel-Otto, Wingerode) durchgeführt.

12.12. 1984

Eröffnung der von mir geplanten und mit eingerichteten HO Zoologie-Verkaufsstelle in Leinefelde, neben dem Eingang zur ehem. Baumwollspinnerei. Ich bin Vorsitzender des Kundenbeirates dieser Verkaufsstelle. Verkaufsstellenleiter Andreas Müller, Verkäufer Andreas Möller. Ich wäre auch gern in dieser Verkaufsstelle Verkaufsstellenleiter geworden, habe mich bei meinem Direktor auch dafür beworben, aber mein Chef wollte mich lieber bei sich in der Verwaltung behalten.

04. 01. 1985

Dem Fachdirektor WtB Wigbert Schmiedekind, ist aufgefallen, dass ich als Sicherheitsinspektor und langjährig gedientes NVA Mitglied noch nicht Mitglied der GST (Gesellschaft für Sport und Technik) bin. Also werde ich dort umgehend Mitglied. Auf einem Schießstand in Leinefelde (hinter dem Ringau) finden regelmäßig Schießübungen mit Kleinkaliberwaffen und Luftgewehren statt. Dabei spendet die HO Freibier und gegrillte Würstchen. Da war natürlich immer eine hohe Beteiligung garantiert.

 

Eine wesentliche Unterscheidung zwischen GST-Kollektiv und Reservisten-Kollektiv wurde bei der HO nicht gemacht. Einmal im Jahr meldete das Reservistenkollektiv einen Reservistenmarsch in voller Ausrüstung über eine Strecke von 20 Kilometern mit anschließendem Erfahrungsaustausch an.  Wir sind dabei mit dem Direktor in leichter Sommerkleidung einmal rund um den Köhlersberg gegangen und haben uns anschließend in dem der HO gehörenden Gartengrundstück „Tüffers Garten“, neben dem Luna Park, im dortigen Sommerhaus zu einer Feier getroffen. Kostenlos gab es da alles, was es in den Läden nicht gab. Da ist keiner nüchtern nach Hause gegangen. Zum Erfahrungsaustausch wurden auch regelmäßig Vertreter des Wehrkreis- kommandos eingeladen, welche, solange die Männer noch nicht zu viel getrunken hatten, erstmal ihre politischen Statements losgelassen haben. Danach ging dann die Feier richtig los. Die Beteiligung war dabei immer bei nahezu 100 % Anwesendheit.

Februar 1985 - 1990

Ich wurde in die Konfliktkommission des Betriebes gewählt und wurde gleich Vorsitzender der Konfliktkommission des Bereiches Industriewaren.

Mitglieder dieser  Konfliktkommission waren:

Alfred Steiniger, Foto Optik Worbis

Reinhold Meyer, Heimwerker Dingelstädt

Anni Herzberg, Betriebsgewerkschaftsleitung

Agnes Gabert, Schuhabteilung, Kaufhaus Magnet Leinefelde

Hildegard Gerber, Verwaltung

Maritta Bänder Schuhsalon Leinefelde

Ingeborg Kotte, An- und verkauf Dingelstädt

Im Betrieb gab es drei Konfliktkommissionen: Industriewaren,  - WtB:  Waren täglicher Bedarf und Gaststätten.

21. 01. 1986

Bei mir wurde durch den Arzt, Dr. Wrobel, Worbis,  Gichtanfälligkeit festgestellt. Am 13. 03. 86 Beginn der ärztlichen Behandlung gegen Gicht.

13.01.1986

Autounfall Irena mit dem Wartburg in Dingelstädt. Der Wartburg stand daraufhin zwei Jahre als Schrott auf dem Hof der Autowerkstatt in Leinefelde, Breitenbacher Straße. Keine Ersatzteile, diese mussten beim Hersteller in Eisenach bestellt werden. Lieferfristen 2 Jahre. Irena wurde stationär in das Krankenhaus Reifenstein aufgenommen.

01. 02. 1986

2.530 Mark Lebensversicherung an Irena ausgezahlt

15. 07. 1986

Ende der Lehrzeit Klaudiusz (01.09.83 - 15.07.86). Wegfall der Kindergeldzahlung und Erhöhung der Lohnsteuern.

06.08.1986

Polterabend Klaudiusz, den hat H. Hucke aus seinen gesparten Nebeneinnahmen in der Vogelzucht bezahlt (1000,00 Mark). Irena konnte wie immer nichts dazu geben.

Die Hochzeit hat Bundsch finanziert.

09.08.1986

Standesamtliche Hochzeit Klaudiusz

10.11. 1986

Ich wurde in die BGL (Betriebsgewerkschaftsleitung) kooptiert und wurde Vorsitzender  der Kommission für Arbeitsrecht.

19.11. 1986

BGL Wahlen im Betrieb

25.11. 1986

in der ersten konstituierenden Sitzung der BGL nach der Wahl, wurde ich zum Vorsitzenden der Rechtskommission bei der BGL gewählt.

07.01. 1987

Vor der Delegiertenversammlung des FDGB des Betriebes erstatte ich den Rechenschaftsbericht der Konfliktkommissionen des Betriebes.

13. 02. 1987

Teilnahme am Festempfang zum „Tag der Mitarbeiter des Handels“ in der HOG „Stadt Leinefelde“ (heute Eichsfeldhalle) Veranstaltung des Vorsitzenden des Rat des Kreises Worbis für Handel und Versorgung.

04.05 - 10.06. 1987

Delegierung zum Komsomolzentreffen in Gera (03.06. - 08.06.) anschließend ging es gleich weiter nach Leipzig zum Turn- und Sportfest. In Gera war ich 38 Tage und hatte ein Wochenende frei.  (Sa+So 30.+31.05). In Gera habe ich 2171,50 Mark an Überstunden dazu verdient.

10.06. - 12.08. 1987

Delegierung zum Turn- und Sportfest in Leipzig (27.07. - 02.08.) In Leipzig war ich 60 Tage und hatte ebenfalls nur ein Wochenende (11..+12.07.) frei. In Leipzig habe ich mir noch einmal 4.310,75 Mark dazu verdient.

11.09. 1987

Dankeschön-Veranstaltung der Freiluftgaststätte Erfurter Blumengarten in der HOG „Stadt Leinefelde“, Ich wurde mit einer Urkunde und Geldprämie durch den Minister Briksa, Minister für Handel und Versorgung, anlässlich der Durchführung des Turn- und sportfestes in Leipzig geehrt.

04.02. - 14.02. 1988

Zum ersten Mal wurde mir die Genehmigung erteilt (allerdings allein), zur einmaligen Ausreise in die BRD zum 80. Geburtstag meiner Mutter. Von dort habe ich mitgebracht: 1 Computer CPC 464 mit einem Grünmonitor, Anwendungsprogramme, Magnetbandkassetten für diesen PC und diverse Computerbücher.

21.02.1988

Auszeichnung als „Hervorragender Kundenbeirat“  durch die Generaldirektion  des Volkseigenen Einzelhandels in Berlin

07.02. - 17.02- 1989

Zweite Genehmigung zum Besuch der Mutter in der BRD. Diesmal durfte die Ehefrau mitfahren, der Sohn allerdings musste als „Pfand“ zu Hause bleiben. Ich habe mitgebracht: 1 Nadeldrucker für den PC und einen Taschenrechner.

27.03. - 17.05. 1989

55 Tage Einsatz anlässlich des Pfingsttreffens der FDJ in Berlin, die Freiluftgaststätte wurde auf dem Parkplatz Alexanderstraße / Voltairestraße aufgebaut. Untergebracht war ich im Arbeiterwohnheim Leninallee 203, Zweiraumwohnung, 6 Betten, aber ich war dort allein einquartiert. Zuverdient mit Überstunden habe ich in diesen  55 Tagen 4.314,20 Mark. Frei hatte ich einmal am Wochenende 22. und 23. 04. 1989.

Juni 1989

Vorletzte Auszeichnung durch den Sekretär der Bezirksleitung der FDJ  Erfurt mit der Medaille: „Für hervorragende Leistungen bei der kommunistischen Erziehung in der Pionierorganisation Ernst Thälmann“.  Was diese Erziehungsfrage mit  meinem Einsatz für Arbeitssicherheit und Brandsicherheit in der Freiluftgaststätte in Berlin zu tun hatte, weiß ich nicht, aber es hing wie immer eine schöne Geldprämie an dieser Auszeichnung.

07.10. 1989

 

„Tag der Republik“

Letzte Auszeichnung für H. Hucke: Verleihung der „Ehrenmedaille“ des Staatsrates der Deutschen Demokratischen Republik Erich Honecker, zum 40. Jahrestag der DDR, überreicht durch den Betriebsparteisekretär der HO Worbis Genossen Willems.

Nach Aussage von Genossen Willems haben diese Medaille nur die Werktätigen bekommen, die sich in besonders hervorragender Weise in den vergangenen Jahren für den Aufbau des Sozialismus in der DDR eingesetzt haben.

 

Willems hat sich dann selbst als Parteisekretär abgesetzt und wurde Wachmann im HO Kaufhaus Magnet in Leinefelde.

 

April 1990

Erste freie und geheime Wahl einer BGL im Betrieb. Die alte BGL hat keine Vorschläge für eine Neuwahl gemacht. Es konnten aber Vorschläge in beliebiger Anzahl eingereicht werden. Es gab 21 Kandidatenvorschläge, 21 Kandidaten wurden auf die Wahlliste gesetzt und alle 21 Kandidaten wurden  auch zu Mitgliedern der BGL gewählt. Damit war die BGL zum Schluss nicht mehr handlungsfähig.

  • Im Betrieb gab 1096Wahlberechtigte FDGB Mitlieder,
  • 750 FDGB Mitglieder haben sich an der Wahl beteiligt = 68,4 %
  • 0 Stimmzettel waren ungültig
  • Kein Kandidat erhielt mehr als 50 Gegenstimmen
  • Jeder Wahlberechtigte konnte 21 Kandidaten wählen, hatte also 21 Stimmen,
  • 750 Wähler mal 21 Stimmen hatten somit 15.750 Stimmen
  • 571 Gegenstimmen wurden insgesamt gezählt
  • Heinrich Hucke hatte 7 Gegenstimmen

09.05.1990

Erste konstituierende Sitzung der neu gewählten BGL, welche sich ab diesem Tag Betriebsrat nannte.

19.05.1990

Die HO Worbis ändert ihren Namen in „Kaufpunkt Eichsfeld“ GmbH. Geplant werden notwendige Reduzierungen beim Personal und eine Einlage von 1 bis 3 Tausend Mark als Einlage (Stille Teilhaberschaft) von den Beschäftigten des Betriebes als Beteiligung als Gesellschafter.

01.07.1990

 Der Betriebsrat hat 10% mehr Lohn durchgesetzt

13.07.1990

Es wurde der Volkskammerbeschluss vom 01.07.1990 bekannt, der die Entflechtung (Zerschlagung) des Handels beinhaltet. Bis zum 15.07. sollen alle HO Einrichtungen zum Verkauf  ausgeschrieben werden.

15.09. 1990

Hans-Werner Wagner, letzter HO Direktor, ist in den Ruhestand gegangen worden wegen angeblicher Verstrickungen mit dem MfS. Maßgeblich an der Absetzung beteiligt war Arnold Senft (schwarzer Senft oder Schweinebacke genannt) aus Beuren, Bruder des roten Senft der Handwerkerkammer Nord-Thüringens. Arnold Senft war Abteilungsleiter der Spielwarenabteilung im Kaufhaus Magnet in Leinefelde. Nach dem Abgang von H.-W. Wagner wurde A. Senft mit dem Segen der THA (Treuhandanstalt)  HO-Direktor. Sein Hauptanliegen als solcher war, den Zuschlag für das Kaufhaus Magnet in Leinefelde zu bekommen und sich dieses unter den Nagel zu reißen. Die Wessie’s hatten aber mehr Einfluss bei der THA in Erfurt, die Fimengruppe Edeka übernahm das Kaufhaus.

Deshalb bemühte sich A. Senft dann um die HO Jugendmode-Verkaufsstelle in Leinefelde, wo Walter Hahn mit Ehefrau langjähriger Verkaufsstellenleiter war. Walter Hahn hatte sich ebenfalls um den Zuschlag für die Jugendmode - VST bemüht. Über Beziehungen (CDU) erhielt dann A. Senft diesen Zuschlag und W. Hahn musste sich mit der HO Schuhverkaufsstelle in der Bahnhofstraße zufrieden geben.

15.09.1990

Durch die Geschäftsführung wird ein Aufsichtsrat benannt, ihm gehören an:

  • Josef Gotthard, Fachdirektor WTB
  • Bernd Glahn, Möbellager Worbis
  • Gerhard Fiedler, Justitiar
  • Heinrich Hucke, Sicherheitsbeauftragter, stellv. Betriebsratsvorsitzender
  • Edmund Schilling, Verwaltung
  • Monika Fries,

Der Sozialplan des Betriebes lag im Entwurf schon vor.

01.10.1990

Abschluss eines Haustarifvertrages  mit der Gewerkschaft HBV (Handel, Banken- und Versicherungen) , weil die Geschäftsführung den Beitritt zum Verband der Thüringer Kaufleute verweigert, weil der Mitgliedsbeitrag angeblich zu teuer wäre.

Später wird A. Senft Präsident des Verbandes Thüringer Kaufleute.

Oktober 1990

150 Entlassungen im Fachbereich Gaststätten. Die Gaststätten wurden in der Regel an den jeweiligen Gaststättenleiter übergeben, welcher auch das „bereinigte“ Personal mit übernahm. Die gesamte Gaststättenlinie wurde vom Betrieb wegen zu hoher Kosten abgeschoben. Der Bereich Gaststätten hatte 1989 Verluste in Höhe von 1,987 Millionen Mark erbracht. Deshalb wurden alle Gaststätten auf Kommissionshandelsbasis  oder Verpachtung, an die Gaststättenleiter übergeben. Später übernahmen diese „ihre“ Objekte von der THA.

 

Abgestoßen wurden auch solche Objekte, in denen die HO nicht Eigentümer sondern Mieter war. Auch deshalb war ein Sozialplan für den Betrieb erforderlich.

1990 hatte die HO als „Ihr“ Eigentum:

51 Objekte in Leinefelde

20 Objekte in Worbis

8 Objekte in Dingelstädt

3 Objekte in Breitenworbis

3 Objekte in Bischofferode

Das Anlagevermögen, lt Geschäftsbericht vom 27.04.1990, nur an Gebäuden und baulichen Anlagen betrug 56 Millionen Mark. Der Grund und Boden im Eigentum der HO war dabei noch nicht mit bewertet. Es war somit genug Geld da, um den Sozialplan zu bedienen.

 

in 1990 wurden insgesamt wegen Rationalisierungsmaßnahmen:

  • 66 Personen in den Vorruhestand geschickt
  • 129 Personen betriebsbedingt gekündigt
  • 42 Personen mit Aufhebungsverträgen entlassen
  • 52 Personen als Rentner „freiwillig“ ausgeschieden

 

Von 1200 Beschäftigten sind 1990 also 269 Personen aus dem Betrieb ausgeschieden. Die neue GmbH sollte für die Marktwirtschaft wettbewerbsfähig gemacht werden.

 

 

05.11.1990

In einer gemeinsamen Sitzung, Geschäftsführung, Betriebsrat, Gewerkschaft HBV Landesvorsitzender Bodo Ramelow, wird der Sozialplan auf die Endgültige Fassung gebracht. Arnold Senft wollte diesen aber noch nicht unterschreiben, sondern wollte sich erst von der THA in Erfurt die Befugnis einholen.

07. 11. 1990

Der Sozialplan wird durch den Betriebsrat und die Gewerkschaft HBV, Bodo Ramelow, unterschrieben.

26.11. 1990

Da sich Arnold  Senft immer noch weigert, den Sozialplan zu unterschreiben, fährt eine Betriebsratsabordnung, Christa Triestram, Heinrich Hucke und  R. Orlob nach Erfurt um Klarheit einzuholen wegen der Unterschrift des Geschäftsführers unter den Sozialplan. Ein Herr Dr. Wasserman (Wessi) erklärt uns, dass der Geschäftsführer allein berechtigt ist, ohne Zustimmung der THA  den Sozialplan zu unterschreiben.

26. 11. 1990

Mitteilung eines Hr. Naumann von der THA: Es gibt eine Liste mit 25 Objekten der HO Worbis, welche verpachtet werden sollen. Die Liste liegt ab 27. 11. 1990 im Bürgerhof in Erfurt zur Einsicht vor. Etliche Verkaufsstellenleiter der HO Worbis fahren am 27. 11. nach Erfurt und bemühen sich um Pachtverträge. Damit ist das Ende der HO (Kaufpunkt Eichsfeld GmbH) eingeläutet und beschlossene Sache. Der Traum von der GmbH ist ausgeträumt.

27. 11. 1990

im Beisein von Josef Gotthard, Fachdirektor WtB und Christa Triestram Betriebsratsvorsitzende unterschreibt Arnold Senft nach tagelangem Druck den Sozialplan mit „vorbehaltlich der Zustimmung der Treuhandanstalt“

27.11. 1990

Die THA Erfurt schreibt 250 Objekte der Kaufpunkt Eichsfeld GmbH aus, was das Ende des Betriebes bedeutet. Die THA nimmt entsprechende Gebote im verschlossenen Umschlag vom 26. 11. bis zum 03. 12. 1990 entgegen.

05.12. 1990

Erneute Aussprache des Betriebsrates bei der THA in Erfurt. Teilnehmer Christa  Triestram, Josef Hornemann, Rudi Frankenstein. Seitens der THA, Hr. Naumann, wird erklärt, dass, wenn betriebliche Mittel zur Absicherung des Sozialplanes nicht ausreichen, diese bei der THA angefordert werden können.

14.12. 1990

Konstituierende Sitzung des Aufsichtsrates. Justitiar Gerhard Fiedler wurde zum Vorsitzenden des AR gewählt, Geschäftsführer Arnold Senft gab den Geschäftsbericht.

15.01.1991

Die GPH (Gesellschaft für die Privatisierung des Handels) ein Unternehmen der THA, hat einen Tarifvertrag, als Sozialplan für Betriebe des ehemaligen Ministeriums für Handel und Versorgung / Handel und Tourismus mit der Gewerkschaft HBV abgeschlossen. Die darin vorgesehen Abfindungen sind lächerlich.

28.01. 1991

Es wird massiv Kurzarbeit im Betrieb eingeführt.

06.03. 1991

Die Geschäftsführung beantragt beim Arbeitsamt erneut 123 Mitarbeitern zu kündigen. Auch hier widerspricht der Betriebsrat am 06.03. 1991. Der Antrag wird abgelehnt.

20.03. 1991

Die Geschäftsführung stellt den Antrag an das Arbeitsamt, 315 Mitarbeitern zu kündigen. Der Betriebsrat widerspricht diesen Kündigungen wegen Nichteinhaltung des betrieblichen Sozialplanes am 20. 03. 91. Der Antrag wird abgelehnt.

16.04. 1991

Martin wird in Wingerode gefirmt

08.05. 1991

Zusammenfassung der Aufstellung über Abfindungsansprüche:

  1. Abfindung nach GPH Tarif Vertrag:               1.904.386,00 DM
  2. an Vorruheständler (April bis 14.10. 1990) :     349.345,00 DM
  3. 1990 schon vorgenommene Kündigungen:      208.636,00 DM
  4. Aufhebungsverträge vor dem 15.10. 1990:         78.975,00 DM
  5. Gesamt:                                                          2.541.324,00 DM

24.05. 1991

Die Konfliktkommissionen der Betriebe werden abgeschafft, stattdessen werden Schiedsstellen für Arbeitsrecht eingesetzt.

In der Kaufpunkt Eichsfeld GmbH gehören der Schiedsstelle an.

1.Heinrich Hucke, Vorsitzender der Schiedsstelle für Arbeitsrecht

2. Arnold Senft, Vertreter der Treuhandanstalt

3. Christa Triestram, Betriebsratsvorsitzende

4. Willi Hartmann

30.06.1991

Die Kaufpunkt Eichsfeld GmbH wird endgültig geschlossen. Auf dem Hof der Verwaltung im Stammweg 1 in Leinefelde wird die schwarze Fahne hochgezogen.

Es sind jetzt nur noch die „Abwickler“ im Betrieb.

Gegen den Betrieb werden 42 Abfindungsklagen durch ehemalige Beschäftigte eingereicht. Diese verlangen eine Abfindung nach dem betrieblichen Sozialplan und nicht nach dem GPH Tarif Vertrag. So klagt Heinrich Hucke eine Differenz von 16.847,00 DM ein. 5.103,00 DM hat er als Abfindung nach dem GPH Tarifvertrag tatsächlich erhalten.

29.01. 1992

1. Urteil vom Arbeitsgericht in Mühlhausen zugestellt am 24.02. 1992: Elfriede Hentrich./. Kaufpunkt Eichsfeld GmbH

Die Klage wurde abgewiesen, dagegen wurde durch die DGB Rechtsstelle

Nordhausen Berufung eingelegt.

03.06.1993

Urteil von Richter Kolle, Arbeitsgericht Mühlhausen:

Gewerkschaft NGG, Robert Konradi ./. Kaufpunkt Eichsfeld GmbH

Das Urteil war günstiger als nach dem GPH Tarifvertrag:

½ Brutto / Beschäftigungsjahr nach § 113 . Es wird seitens der THA dagegen Berufung eingelegt

21.09. 1993

Noch einmal eine Betriebsratssitzung in den Räumen der Gewerkschaft BSE Bau-Steine-Erden   in Leinefelde. Die DGB Rechtsstelle in Nordhausen wird bevollmächtigt, die Sozialplanverhandlungen weiter zuführen

16.03.1994

2. Gerichtsverhandlung in Mühlhausen:

Maritta Bänder . / . Kaufpunkt Eichsfeld GmbH

Diese Verhandlung ist für die Kläger ebenfalls negativ verlaufen.